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Ein Duell der unterschiedlichen Brüder

(Keystone-SDA) Der Cup-Halbfinal zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und Ajoie ist auch ein Duell der unterschiedlichen Brüder Melvin und Dominic Nyffeler. Beide stehen im Tor und spielen eine starke Saison.

Melvin Nyffeler ist mit einer Abwehrquote von 94,03 Prozent die Nummer 1 der Swiss League, der zwei Jahre ältere Dominic mit 92,54 Prozent die Nummer 3. Im Cup liess sich Melvin in drei Partien gar nur einmal bezwingen.

Dass beide Goalies sind, hat auch mit Vater Michael zu tun, der einst ebenfalls zwischen den Pfosten stand und für die Grasshoppers in der NLB spielte. Melvin jedenfalls wollte ihm und seinem Bruder nacheifern. Dominic faszinierte die Ausrüstung, ausserdem fuhr er nicht so gerne Schlittschuh.

Die beiden Brüder pflegen ein sehr gutes Verhältnis, wenn sie sich sehen, ist Eishockey jedoch kein grosses Thema. Dominic ist aber nicht unglücklich über die räumliche Distanz. “Melvin war immer ein sehr ehrgeiziger Torhüter, wollte als jüngerer Bruder immer der Bessere sein, das hat man zu Hause schon gemerkt”, sagte Dominic. “Ich dagegen war nie der Ehrgeizigste, das hat vieles vereinfacht.”

Ausgeprägtes Selbstvertrauen bei Melvin

Es machte ihm allerdings nicht aus, im Schatten von Melvin zu stehen, er gönnte ihm stets dessen Erfolg. Dieser debütierte bereits mit 18 Jahren bei den ZSC Lions in der höchsten Spielklasse, feierte in seinen ersten beiden kompletten Partien für die Stadtzürcher einen Shutout. Ohnehin verfügt er über ein ausgeprägtes Selbstvertrauen. “Ich sah mich immer in einer Rolle, in der ich ein Spiel entscheiden oder einen grossen Einfluss nehmen kann. Ich will Verantwortung übernehmen und in dieser auch wachsen”, so Melvin.

Einer grossen Karriere schien nichts im Weg zu stehen. 2014 sollte er als Nachfolger von Tobias Stephan zu Servette wechseln, dann holten die Genfer aber Robert Mayer. In der Folge ging er zu Fribourg, erhielt dort jedoch keine richtige Chance, worauf er ein Jahr später erstmals für die Lakers tätig war. Dort kam es dann allerdings wegen Missverständnissen zu keiner Vertragsverlängerung. Fortan war er vereinslos, beabsichtigte er im Oktober 2016 nach Nordamerika in die drittklassige East Coast Hockey League zu gehen. Dann aber erhielt er ein befristetes Angebot von Kloten, spielte er am Spengler Cup, ehe er Anfang Januar zu Rapperswil-Jona zurückkehrte.

Die schwierigen Zeiten haben ihn menschlich enorm reifen lassen. Melvin: “Durch meinen ausgeprägten Charakter wusste ich immer, was ich kann und habe mich nie gescheut, das zu sagen. Durch all das, was passiert ist, wurde ich geerdet. Das tat mir gut. Man lernt aus Fehlern. Ich weiss nun, dass es viel mehr braucht, um an der Spitze zu sein. Ich schätze es, jeden Tag ins Training zu gehen und arbeite auch sehr gerne.” Er will aber nach wie vor immer der Beste sein, schwache Leistungen kann er nur schwer akzeptieren. So ging er nach der 5:6-Niederlage am Dienstag gegen Thurgau um 23 Uhr nochmals für 30 Minuten mit dem Goalietrainer aufs Eis.

Dominic so gut wie noch nie

Auch Dominic hat bei Ajoie sein Glück gefunden. Er spielt so gut wie noch nie. Das hat auch mit der Heirat sowie der Geburt seiner Tochter am 24. Juli 2017 zu tun. “Dadurch bin ich ruhiger geworden. Es hat alles vereinfacht. Ausserdem stimmt der Verein, der Trainer und das ganze Umfeld. Ich erhalte viel Vertrauen.” Er ist überzeugt, irgendwann einmal in der National League zu spielen. Für Melvin ist er ein “Spätzünder, der in den letzten zwei, drei Jahren aufgemacht hat und in Zukunft sicher weiter aufdrehen wird.”

Insofern werden die Leistungen der beiden Brüder einen grossen Einfluss auf den Ausgang der Partie am Donnerstagabend haben. Auf dem Papier sind die Lakers, der souveräne Tabellenführer der Swiss League, der Favorit. Das sieht Melvin aber nicht so: “Ajoie ist eine gute Mannschaft. Wir sind nicht besser. Es hängt von der Tagesform ab. Die Chancen sind 50 zu 50”. Für Dominic dagegen ist Rapperswil-Jona der Favorit: “Wenn wir gewinnen, ist es eine Sensation.”

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