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Ein neues Bartgeier-Paar in der Zuchtstation im Kanton Waadt

Das Bartgeier-Weibchen soll helfen die einst ausgestorbene Population im Alpenraum wieder aufzubauen. Die Vogelart starb im Alpenraum vor rund 100 Jahren aus. Der letzte Vogel 1913 in Italien erlegt. Zoo La Garenne sda-ats

(Keystone-SDA) Ein neues Bartgeier-Paar hat im Waadtländer Zoo La Garenne Wohnsitz bezogen. Brüten werden die beiden vierjährigen Vögel zwar nicht sofort. Aber Biologen hoffen, dass das Paar künftig Nachwuchs erzeugen wird für das Wiederansiedlungsprogramms des Vogels in den Alpen.

Besucher können die beiden Bartgeier, die erst mit fünf bis sieben Jahren geschlechtsreif werden, bereits in ihrer Voliere betrachten, wie der Zoo La Garenne am Freitag mitteilte. Die Jungvögel stammen aus einer Zuchtstation in Österreich.

Die Geschichte der Bartgeier in Le Vaud VD begann 1972, als das Männchen Athos in den Zoo La Garenne umgesiedelt wurde. 1978 erhielt der Junggeselle eine Partnerin. Zusammen zogen sie 13 Küken auf, bevor das Weibchen 1995 im Alter von 32 Jahren verendete.

Im selben Jahr kam das neue Weibchen Althia in den Waadtländer Zoo. Bei zu seinem Tod 2015 mit 47 Jahren war Athos Stammvater von 26 Küken. Althia starb im vergangenen Januar kurz vor ihrem 30. Geburtstag.

Wegen Missverständnis ausgerottet

Der imposante Vogel mit einer Flügelspannweite von bis zu fast drei Metern war vor rund 100 Jahren in den Alpen ausgerottet worden. Er galt in der Bevölkerung fälschlicherweise als Lämmerdieb und man dichtete dem grössten Greifvogel Europas sogar an, dass er gelegentlich ein Kind davontrage.

Aus diesem Grund wurde der Bartgeier gnadenlos verfolgt. Bezahlte Jäger stellten Fallen, vergifteten und erschossen ihn. Zu Unrecht: Denn der Bartgeier ernährt sich hauptsächlich von Knochen verendeter Tiere. Eine besonders starke Magensäure hilft ihm beim Verdauen.

Erfolgreiche Auswilderung

Erst Jahrzehnte später folgte ein Umdenken. In den 1970er-Jahren startete eine internationale Gruppe ein Wiederansiedlungsprojekt für den Greifvogel in den Alpen. 1986 setzten Biologen den Bartgeier in Österreich aus. Im gesamten Alpenraum und Spanien sind seither über 220 Jungvögel ausgesetzt worden, davon 47 in der Schweiz.

Der erste Brutversuch eines ausgewilderten Vogels fand 1997 in den Savoyer Alpen in Frankreich statt. 2007 wurde am Ofenpass mehr als 100 Jahre nach der Ausrottung des Bartgeiers in der Schweiz erstmals wieder ein wildgeschlüpftes Junges flügge.

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