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Eine Nationalmannschaft für die Geschichte

(Keystone-SDA) Wenn das Nationalteam heute Nachmittag in Nitra auf Weissrussland trifft, wird Geschichte geschrieben. Auf dem Eis steht die nominell schwächste Nationalmannschaft seit der Verbandsgründung 1908.

Nationalcoach Patrick Fischer nominierte für den dreitägigen Abstecher in die Slowakei elf Debütanten. Mit diesem Aufgebot sorgte Fischer noch für keinen Rekord. Sean Simpson bot im Herbst 2010 sogar 14 Neulinge für den Deutschland-Cup nach München auf. Das damalige “Future Team” von Simpson brachte es aber auf einen Schnitt von 14 Länderspielen pro Kopf.

Das Aufgebot von dieser Woche stellt sich mit fast null Erfahrung den starken Gegnern aus Weissrussland, Russland und der Slowakei. Luca Boltshauser hütete letzten Frühling einmal das Schweizer Tor (bei einer 1:5-Niederlage gegen Schweden), Gilles Senn, der zweite Goalie, wird erstmals vor dem Schweizer Tor stehen. Die 21 für das Turnier in Nitra aufgebotenen Schweizer bringen es im Schnitt nicht einmal auf fünf Länderspiele.

Fischer testet für die Zukunft, von der er noch nicht weiss, ob er darin noch eine Rolle spielen wird. Trotz des Turniersieges im Dezember in Biel weht dem Jungtrainer weiter eine frische Brise ins Gesicht – sowohl von intern wie von extern. Nur mit einer erfolgreichen WM im Frühling in Paris wird Fischer den Job als Nationaltrainer behalten können.

Andererseits nützt Patrick Fischer die vorerst letzte Gelegenheit, neue Gesichter und andere Optionen auszuprobieren. Während der WM-Vorbereitung bleibt im Frühling keine Zeit für Experimente. Nächste Saison stehen die Nationalmannschaftstermine im November (Heim-Vierländerturnier) und Dezember (Spengler Cup) im Zeichen der Olympia-Vorbereitung. Die Sichtung eines erweiterten Kaders wie in dieser Woche ist also erst im November 2018 wieder möglich.

Derartige Kadersichtungen machen durchaus Sinn. Sean Simpson wurde vor sieben Jahren für seine “U25-Auswahl” und die “Future Week” mit Blick in Richtung Sotschi 2014 kritisiert. Aus dem damaligen Aufgebot macht sich aber über ein Dutzend Akteure berechtigte Hoffnungen auf eine weitere Olympia-Teilnahme in einem Jahr in Pyeongchang. Und etliche des damaligen Teams waren vor vier Jahren in Schweden mit von der Partie, als die Schweiz an der WM Silber holte.

Ausserdem verfolgt Patrick Fischer mit dem unüblichen Aufgebot für das Turnier in der Slowakei durchaus ein klares Konzept. Vier der sieben Verteidiger kommen gegen Weissrussland zur Nationalmannschafts-Premiere. Alle haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind gross und stark! Michael Fora, Fabian Heldner, Claude Paschoud und Dave Sutter sind alle mindestens 1,90 m gross und über 90 kg schwer. Die Schweizer wollen sich in Nitra nicht auf dem Eis herumschubsen lassen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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