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Ekstase dank Ligety

(Keystone-SDA) Der WM-Riesenslalom der Männer hatte Spannung und Spektakel geboten. Ted Ligety gelang es, Marcel Hirscher ein Schnippchen zu schlagen. Für den Amerikaner war es ein Erfolg, der ihm süss schmeckte.

Als Ted Ligety am Freitag zu seinem dritten Riesenslalom-WM-Titel in Serie raste und dem Gastgeber USA die erste Goldmedaille an diesen Titelkämpfen schenkte, verwandelte das Heim-Publikum das Red-Tail-Ski-Stadion in Beaver Creek in einen Hexenkessel. Der Lärm war ohrenbetäubend, als auch Marcel Hirscher an der phänomenalen Vorgabe des Einheimischen scheiterte.

Der bei Halbzeit noch an fünfter Stelle positionierte Ligety sagte hinterher, er habe zwar gewusst, dass er einen sehr starken zweiten Lauf abgeliefert habe. Wenn jedoch einer vom Kaliber Hirscher noch im Starthaus stehe, könne man sich seiner Sache nie sicher sein. Gejubelt habe er erst, als beim Österreicher bei dessen Zieldurchfahrt auf der Anzeigetafel das rote Licht für einen Rückstand aufgeleuchtet sei.

Ligety gab zu, dass diese fünfte WM-Goldmedaille für ihn “besonders süss schmecke”. Diese Aussage ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass der 30-Jährige aus dem Bundesstaat Utah keine einfachen Wochen hinter sich hat. Zu Saisonbeginn hatte er sich einer Handgelenk-Operation unterziehen müssen. Und unmittelbar vor den Weltmeisterschaften war Ligety in ein Tief geraten. In den letzten neun Weltcup-Wettbewerben vor den Titelkämpfen in der Heimat hatte es für ihn fünfmal keine Punkte gegeben. Seine Bestergebnisse in dieser Periode waren der 5. Rang in der Super-Kombination von Wengen und der 7. Platz im Riesenslalom von Adelboden. In Adelboden hatte er gegenüber Sieger Hirscher um 1,86 Sekunden das Nachsehen gehabt, nun drehte er den Spiess auf seinem Lieblings-Riesenslalom-Hang wieder um. “Jeder Tag, an dem man diesen starken Marcel Hirscher schlagen kann, ist ein guter Tag”, meinte Ligety schmunzelnd, der Hirscher in der Super-Kombination als Dritter noch den Vortritt hatte lassen müssen.

Mit dem jüngsten Coup ist Ligety zum erfolgreichsten amerikanischen Skirennfahrer bei Weltmeisterschaften aufgestiegen. Er führt diese Statistik nun mit fünfmal Gold und zweimal Bronze vor Bode Miller (4/1/0) an. Ligety sagte, dass ihn solche historischen Marken in der Gegenwart kaltlassen würden. “An Rekorde denke ich im Moment nicht. Diese sind schön, aber sie sind dazu da, dass man nach der Karriere auf sie zurückblicken kann. Zur Zeit noch schaue ich nur voraus auf meine nächsten Renn-Einsätze.”

Marcel Hirscher blieb nach dem WM-Riesenslalom nichts anderes übrig, als die Klasse seines langjährigen Gegenspielers zu anerkennen. “Ted war im Final-Durchgang einfach zu brillant”, meinte der Salzburger. Er habe vor seinem zweiten Lauf am Start mitbekommen, dass Ligety eine ausserordentliche Leistung gelungen sei. “Ich war mir im Klaren darüber gewesen, dass im Kampf um Gold nur noch die Devise ‘volle Attacke’ etwas helfen wird. Ich habe alles gegeben. Doch das ist halt leider zu wenig gut gewesen”, so ein abgekämpfter Hirscher weiter.

Alexis Pinturault, der dritte Podest-Fahrer im Bunde, war ganz glücklich mit seiner Bronzemedaille – vor allem auch deshalb, weil er zwei Tage vor dem Rennen noch krank in seinem Hotelbett gelegen hatte. Der Franzose wurde von Grippe-Symptomen heimgesucht. Pinturault erzählte, dass er die Nachwehen dieser Krankheit im Wettkampf gespürt habe. Im zweiten Lauf sei er sehr müde geworden. Nun gilt es für ihn wie für Hirscher, sich nochmals aufzuraffen für den Slalom vom Sonntag.

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