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Empörung über Galliano-Verbot für Israels Eurovisions-Teilnehmerin

(Keystone-SDA) 2011 löste Modeschöpfer Galliano mit antisemitischen Pöbeleien einen Skandal aus. Er hat sich entschuldigt und Besserung gelobt. Aber Israels Eurovisions-Teilnehmerin soll er trotzdem nicht einkleiden.

Der israelische öffentlichrechtliche Sender IBA untersagte der Sängerin Moran Mazor, beim Eurovision Song Contest in Malmö in einem Kleid Gallianos aufzutreten. Über diese Verbot sei die einflussreiche jüdische Anti-Diffamierungsliga (ADL) “empört”, berichtete die Zeitung “Haaretz” am Samstag.

“Es ist ungeheuerlich, jemanden zurückzuweisen, der jetzt Israel und dem jüdischen Volk zugetan ist”, zitierte die Zeitung den Direktor der in New York ansässigen ADL, Abraham H. Foxman.

Ein leitender Vertreter von IBA, Yoav Ginai, hatte Mazors Manager geschrieben, die Entschuldigung Gallianos für seine antisemitischen Äusserungen in Paris Anfang 2011 seien unzureichend. Das Management hatte darauf das Designer-Verbot akzeptiert.

“In einer Zeit zunehmenden Antisemitismus’ in Europa habe ich als Israeli und Jude keine Zweifel, dass ein derart ‘prächtiger Lebenslauf’ (Gallianos) jemanden davon ausschliesst, eine israelische Eurovisions-Teilnehmerin einzukleiden, selbst wenn er sich entschuldigt hat”, zitierte “Haaretz” aus dem Schreiben Ginais.

“Volk, das vergeben kann”

Dieses Verhalten des öffentlich-rechtlichen Senders in Israel sei kein gutes Beispiel für die jüngere Generation, schimpfte Foxman. “Jemanden abzuweisen, der sich ernsthaft entschuldigt hat, entspricht nicht jüdischer Tradition. Wir sind ein Volk, das vergeben kann und dies ist keine geeignete Antwort auf Fanatismus.”

Galliano war nach dem Skandal in Paris lange Zeit fast völlig aus der Öffentlichkeit verschwunden. Nach einem Alkohol-Entzug wagt der gefallene Modedesigner zurzeit ein Comeback.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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