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Erneut hunderte Regimegegner in Syrien festgenommen

(Keystone-SDA) In Syrien sind nach Angaben der Opposition auch am Donnerstag wieder hunderte Regimegegner festgenommen worden. Bereits in der Nacht habe das Militär in Sakba, einem Vorort von Damaskus, Strassensperren errichtet und alle Telefonleitungen gekappt.

Als die Menschen zum Morgengebet in die Moschee geströmt seien, hätten Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter Hunderte von ihnen festgenommen, berichtete im US-Exil operierende Syrische Reformpartei.

Gemäss einem weiteren Menschenrechtsaktivisten wurden auch mehrere religiöse Würdenträger festgenommen. Mindestens ein Mensch sei durch Schüsse verletzt worden.

Auf dem zentralen Platz von Sakba hätten Sicherheitskräfte zudem Schilder mit der Aufschrift “Platz der Märtyrer” und Bilder abgerissen. Mehr als 2000 Sicherheitskräfte und Soldaten seien an den Massenfestnahmen beteiligt gewesen, sagte der Aktivist.

Auch in anderen Städten des Landes, wie der Hafenstadt Banias, sei es zu zahlreichen Festnahmen gekommen, erklärte die syrische Reformpartei weiter.

Die Festnahmen erfolgten einen Tag vor erwarteten neuen Massenprotesten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Die syrische Opposition ruft jeweils freitags zu Kundgebungen im Anschluss an das Mittagsgebet auf.

Regimegegner: Armee weiterhin in Daraa

Aktivisten widersprachen auch Darstellungen, das Militär sei aus der südlichen Stadt Daraa abgezogen. Die Armee kontrolliere die Hochburg des Protestes weiter, auch die Telefonverbindungen seien nach wie vor unterbrochen, sagte ein Aktivist.

Am Freitagmorgen hatte die staatliche Nachrichtenagentur Sana gemeldet, dass die Streitkräfte mit dem Abzug aus Daraa begonnen hätten. Demnach verliessen rund 40 Militärfahrzeuge die Stadt.

“Wir haben mit dem Rückzug begonnen, weil wir unsere Mission in Daraa erfüllt haben”, sagte General Riad Haddad gemäss Sana. Bis zum Abend werde sich die Armee aus Daraa zurückgezogen haben.

Angebliches Amnestieangebot

Der Staatsagentur zufolge folgten ausserdem 361 Menschen einem Amnestieangebot der Regierung. Sie hätten sich den Sicherheitsbehörden gestellt und seien umgehend freigelassen worden, nachdem sie versprochen hätten, sich an keinen Handlungen zu beteiligen, die “die Sicherheit der Heimat und ihrer Bürger gefährden”.

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