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Europäisches Warnsystem-Zentrum für gefährliche Asteroiden eröffnet

(Keystone-SDA) Europa macht einen wichtigen Schritt, um rechtzeitig gegen Gefahren aus dem All gewappnet zu sein. In einem Zentrum in den Bergen bei Rom werden alle Daten über womöglich gefährliche Asteroiden ausgewertet.

Europas Wissenschafter wollen gefährliche Asteroiden schneller entdecken können und sie vor einer möglichen Kollision mit der Erde unschädlich machen. In Frascati südlich von Rom eröffnete die Europäische Weltraumorganisation (ESA) am Mittwoch ein neues “Koordinierungszentrum für erdnahe Objekte”.

Dort werden künftig alle Daten und Informationen zu Asteroiden gesammelt, deren Umlaufbahn nahe der Erde liegt. So sollen Gefahren aus dem Weltall früher erkannt werden. Die Schweiz ist als Gründungsmitglied der ESA ebenfalls am Projekt beteiligt.

Moderne Teleskoptechnik mit neuen Sensoren wird nach Angaben der ESA dazu beitragen können, durch eine ständige Himmelsbeobachtung vor noch unbekannten grösseren Objekte zu warnen.

Tausende sind “erdnah”

Erdnahe Objekte sind Asteroiden oder Kometen mit einem Durchmesser von wenigen Metern bis Dutzenden von Kilometern, deren Umlaufbahnen um die Sonne sich der Erde nähern. Von den mehr als 600’000 bekannten Asteroiden unseres Sonnensystems sind nahezu 10’000 “erdnah”.

An dem ESA-Zentrum ESRIN in den Bergen bei Rom wollen die Wissenschafter nun Daten zu solchen Himmelskörpern “in Quasi-Echtzeit bieten”, um bei drohender Gefahr genug Zeit dafür zu haben, einen heranrasenden Asteroiden abzulenken. Erst im Februar hatte ein Meteoriteneinschlag in Russland etwa 1500 Menschen verletzt. Ein grösserer Asteroid würde dagegen aber einen ungeheuren Schaden auf der Erde anrichten können.

Erkennung Jahre im voraus

“Wir kombinieren die vorhandenen Strukturen und Systeme, werten vor allem die wichtigen Daten der Universität Pisa aus”, erklärte Projektleiter Detlef Koschny, das Vorgehen. Für die raschere Erkennung von Asteroiden soll vor allem ein neues Teleskop eingesetzt werden, das mit einem sehr weiten Spektrum ständig das Sonnensystem absucht. Zehn Millionen Euro sind verplant, um das “Survey Telescope” bis 2016 zu errichten.

Wird ein sich nähernder Asteroid rechtzeitig, also Jahre vor einer möglichen Kollision, erkannt, dann können Vorsichtsmassnahmen greifen. Man könnte ihn kontrolliert mit einer Raumsonde zusammenstossen lassen und damit von seiner gefährlichen Bahn abbringen. Als letzten Ausweg diskutieren Experten den Einsatz einer Atombombe – um den Asteroiden mit einer Nuklearexplosion im All von seinem Weg zur Erde abzuhalten.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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