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Ex-Diktator Bignone in Argentinien vor Gericht

(Keystone-SDA) Buenos Aires – In Argentinien ist Ex-Präsident Reynaldo Bignone wegen Menschenrechtsverletzungen während der Militär-Diktatur von 1976 bis 1983 vor Gericht gestellt worden. Der ehemalige General wird Entführung, Folter und die Ermordung von 56 Menschen vorgeworfen.
Mit ihm angeklagt sind sechs Ex-Offiziere und ein ehemaliger Polizist. Die Beschuldigten sollen Folter durch Schläge und simuliertes Ertrinken sowie Hinrichtungen durch Stromschläge in einem Gefangenenlager angeordnet haben. Ihnen drohen lebenslange Haft.
Der Prozess begann am Montag vor Hunderten Zuschauern in einer eigens dafür umgebauten Fussballhalle in einem Aussenbezirk von Buenos Aires. Die Anhörung der mehr als 130 Zeugen soll kommende Woche beginnen.
Bignone war der letzte von vier Militärmachthabern während der siebenjährigen Diktatur und herrschte von 1982 bis 1983. Dann übergab er die Präsidentschaft an den demokratisch gewählten Staatschef Raúl Alfonsín.
Eine schwere Wirtschaftskrise und die Niederlage im Krieg um die Falkland-Inseln gegen Grossbritannien hatte die Junta zur Aufgabe gezwungen. Während der Militärherrschaft sind nach offiziellen Angaben mehr als 11’000 Regierungsgegner getötet worden oder spurlos verschwunden. Menschenrechtsgruppen beziffern die Zahl sogar auf 30’000.
2005 hatte das oberste Gericht auf Drängen des damaligen Präsidenten Néstor Kirchner zwei Amnestie-Gesetze verworfen, die Hunderte Ex-Offiziere vor der Strafverfolgung wegen Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur geschützt hatten. Seitdem sind zahlreiche von ihnen zu Haftstrafen verurteilt worden.

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