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Favre mit Dortmund vom Fehlstart zur Gala

(Keystone-SDA) Lucien Favre glückt sein Bundesliga-Comeback mit Borussia Dortmund dank eines 4:1-Sieges gegen RB Leipzig nach Wunsch. Und trotz eines Fehlstarts.

Exakt 1072 Tage nach seinem fluchtartigen Abgang in Mönchengladbach kehrte Lucien Favre durch die grosse Dortmunder Pforte und spektakulär in die Manege Bundesliga zurück: mit einer grossen Wende gegen Leipzig – vom 0:1 nach 31 Sekunden zum 4:1-Triumph.

Der Kontrast zum zähflüssigen Beamten-Fussball unter dem Verwalter Peter Stöger hätte kaum grösser sein können. Der impulsive Stadion-Süden bekam vorgesetzt, wovon nicht nur die Fans träumen, sondern auch die gesamte BVB-Führungs-Entourage. Eine gut strukturierte Equipe, die notfalls mit Verstand und im Bedarfsfall beschwingt auftritt, die nach mehrmonatiger Orientierungslosigkeit wieder aus dem diffusen Raum aufgetaucht ist.

Wie sehr Favres Zugriff schon funktioniert, zeigte das Verhalten der Westfalen nach dem völlig missratenen Auftakt. Obschon die vom Taktiker Ralf Rangnick geführten Gäste sofort insistierten, blieb eine Dortmunder Panikattacke aus. Der erstmals von Beginn weg nominierte belgische WM-Dritte Axel Witsel setzte die Inputs des Trainers souverän um.

Mo Dahoud, im Frühling 2015 in Mönchengladbach von Favre forciert und erstmals in der obersten Spielklasse eingesetzt, leitete das Comeback des BVB ein. Unmittelbar vor der Pause erzwang Favres Ensemble innerhalb von drei Minuten mit zwei weiteren Treffern die Zäsur. Vor und nach der Doublette spielte Keeper Roman Bürki mit überragenden Saves eine massgebliche Rolle beim 103. Sieg im 229. Bundesliga-Spiel Favres.

“Wir fühlen uns alle so frei auf dem Platz. Mir imponiert, wie er mit uns arbeitet und uns Lösungsvorschläge macht”, hatte Marco Reus seinen alten und neuen Chef Favre in einem “Kicker”-Interview gelobt. Bei der Ouvertüre folgte gegen einen der besseren Bundesligisten der letzten zwei Saisons eine erste Bestätigung der überzeugenden Eindrücke.

Trotz hoher Ansprüche im Ruhrpott wählte der erfahrene Schweizer Fussball-Tüftler auf rhetorischer Ebene eine defensive Linie – und damit dürfte er auch in Zukunft gut fahren. Vollmundige Ansagen und verbale Showeinlagen sind von ihm nicht zu erwarten, aber ansprechende Ergebnisse. “Meine Priorität ist die Arbeit auf dem Rasen”, sagte er kürzlich zur Keystone-SDA und hielt gegen Leipzig Wort.

Neben dem Platz ist in den kommenden Tagen mit einer weiteren positiven Nachricht zu rechnen. Offenbar ist Paco Alcacer im Anflug. Der frühere Captain des FC Sevilla, der aktuell in Barcelona überzählig ist, dürfte zeitnah einen Vertrag beim BVB unterschreiben und im ausgedünnten Sturm für Volumen sorgen.

Stuttgart unter Druck

Stuttgart leistete sich eine Woche nach dem peinlichen Erstrunden-Out im Cup gegen den Drittligisten Rostock einen nächsten ungenügenden Auftritt: 0:1 in Mainz, das vor der Sommerpause lange gegen den Fall in die Zweitklassigkeit gekämpft hatte. Eine Teilschuld am schwachen Saisonstart trifft Holger Badstuber. Der sechsfache Meister verhielt sich vor dem Gegentreffer amateurhaft – Anthony Ujah (76.) profitierte am Ende vom gravierenden Aussetzer des früheren Bayern-Verteidigers.

Telegramm und Rangliste:

Borussia Dortmund – RB Leipzig 4:1 (3:1). – 80’000 Zuschauer. – Tore: 1. Augustin 0:1. 21. Dahoud 1:1. 40. Sabitzer (Eigentor) 2:1. 43. Witsel 3:1. 91. Reus 4:1. – Bemerkungen: Dortmund mit Bürki, Akanji, ohne Hitz (Ersatz), Leipzig ohne Mvogo (nicht im Aufgebot).

Mainz – Stuttgart 1:0 (0:0). – Tor: 76. Ujah 1:0.

Resultate: Mainz 05 – VfB Stuttgart 1:0. Borussia Dortmund – RB Leipzig 4:1.

Rangliste: 1. Borussia Dortmund 3. 2. Bayern München 3. 3. Eintracht Frankfurt 3. 4. Borussia Mönchengladbach 3. 5. Augsburg 3. 6. Wolfsburg 3. 7. Hertha Berlin 3. 7. Mainz 05 3. 9. Hannover 96 1. 10. Werder Bremen 1. 11. Schalke 04 0. 12. Fortuna Düsseldorf 0. 13. 1. FC Nürnberg 0. 13. VfB Stuttgart 0. 15. Hoffenheim 0. 16. Bayer Leverkusen 0. 16. SC Freiburg 0. 18. RB Leipzig 0.

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