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Fidel Castro in Santiago de Cuba beigesetzt

Junge Kubanerinnen unweit des Friedhofs Ifigenia in Santiago de Cuba während der Trauerfeierlichkeiten für Fidel Castro. KEYSTONE/EPA EFE/ERNESTO MASTRASCUSA sda-ats

(Keystone-SDA) Mit der Beisetzung des verstorbenen Revolutionsführers Fidel Castro ist am Sonntag in Kuba eine Ära zu Ende gegangen. Zehntausende säumten die Strassen, als die Urne mit der Asche Castros zum Friedhof Santa Ifigenia in Santiago de Cuba gebracht wurde.

Mit der Beisetzung endeten im sozialistischen Karibikstaat neun Tage Staatstrauer. Der langjährige Staatschef war am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben.

Die Urnenbestattung fand im kleinen Kreis auf dem Friedhof statt, auf dem sich auch das Mausoleum für den kubanischen Nationalhelden José Martí befindet. Der Dichter wurde von Fidel Castro als “intellektueller Urheber” der kubanischen Revolution 1959 bezeichnet. Martí starb 1895 im Unabhängigkeitskampf gegen Spanien.

Nach Angaben der französischen Umweltministerin Segolène Royal, die als Vertreterin Frankreichs vor Ort war, gab es bei der Beisetzung Castros keine Reden. “Es war sehr einfach”, beschrieb sie die etwa einstündige Zeremonie mit rund 30 Gästen.

Am Eingang des Friedhofs hatten sich tausende Menschen versammelt. Viele riefen “Es lebe Fidel”, als der Jeep mit der Urne eintraf. Am Mittwoch hatte Castros Urne in der Hauptstadt Havanna die Reise nach Santiago de Cuba angetreten, auf dem Weg in das 950 Kilometer entfernte Santiago de Cuba legte der Konvoi mehrere Zwischenstopps ein.

Wiege der Revolution

Die Stadt im Südosten des Karibikstaates gilt als Wiege der Revolution von 1959. Dort hatten Fidel Castro und seine Gefährten 1953 mit dem Angriff auf die Moncada-Kaserne den ersten Anlauf zum Sturz des USA-hörigen Diktators Fulgencio Batista unternommen.

Der Trauerzug von Havanna nach Santiago de Cuba hatte eine hohe symbolische Bedeutung. Anfang Januar 1959 war Fidel Castro mit der “Karawane der Freiheit” in umgekehrter Richtung gezogen, während Batista den militärisch erfolgreichen Revolutionären kurz vor ihrem Einzug in Havanna mit 40 Millionen Dollar im Koffer in die Dominikanische Republik entwischte.

Raúl Castro will Erbe Fidels weiterführen

Bei einer grossen Trauerfeier auf dem Platz der Revolution in Santiago de Cuba versprach Staatschef Raúl Castro am Samstagabend, das Erbe seines älteren Bruders fortzuführen. “Wir schwören, das Vaterland und den Sozialismus zu verteidigen”, rief Castro, der 2006 die Amtsgeschäfte von seinem Bruder übernommen hatte. “Fidel! Fidel! Immer weiter bis zum Sieg!”, sagte der 85-Jährige vor zehntausenden Menschen.

Viele schwenkten die kubanische Fahne und hielten Porträts des Revolutionsführers in den Händen. Andere waren in ihre Schul- oder Militäruniformen gekleidet. Fidel Castro habe “gezeigt, dass es möglich ist, jedes Hindernis zu überwinden”, um den Sozialismus in Kuba aufzubauen, sagte Raúl Castro weiter. Die Menge rief: “Raúl, mein Freund, das Volk ist mit Dir!”

Kein Personenkult vorgesehen

Raúl Castro sagte zudem, es sei der letzte Wunsch seines Bruders gewesen, dass kein “Personenkult” um ihn betrieben werde. Kubas Parlament werde sich bei seiner nächsten Sitzung um ein entsprechendes Gesetz kümmern. Sein Bruder habe darauf bestanden, dass nach seinem Tod “sein Name und sein Bild niemals für Institutionen, Plätze, Parks, Alleen, Strassen oder andere öffentliche Orte benutzt werden”. Auch “Gebäude, Büsten, Statuen” oder Ähnliches lehne er ab.

Fidel Castro hatte Kuba 47 Jahre lang mit harter Hand regiert und dabei eine Isolation durch die USA durchgestanden und zahlreiche Attentatsversuche überlebt. 2006 zog er sich aus der aktiven Politik zurück und übertrug Raúl Castro die Macht. Sein Bruder leitete einen vorsichtigen Öffnungskurs ein und nahm diplomatische Beziehung zum Erzfeind USA auf.

Fidel Castro war äusserst umstritten. Für die einen war er ein Held, der Kuba befreit und viel sozialen Fortschritt gebracht hat. Für die anderen war er ein brutaler Gewaltherrscher, der Andersdenkende unterdrückte, keine freien Wahlen zuliess und weder Meinungs- noch Pressefreiheit gewährte.

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