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Freundin eingesperrt – Zürcher Taxifahrer zu elf Jahren verurteilt

(Keystone-SDA) Ein Zürcher Taxifahrer hat seine Lebenspartnerin über drei Jahre lang in seiner Wohnung eingeschlossen und regelmässig geschlagen. Nun wird der 46-Jährige selber eingesperrt: Das Zürcher Bezirksgericht verurteilte ihn zu elf Jahren Freiheitsstrafe.

Als das Gericht am Freitagnachmittag das Strafmass verkündete, kam es im Saal zu tumultartigen Szenen. Die Lebenspartnerin des Angeklagten, eine seiner beiden Töchter sowie eine weitere Frau protestierten lauthals und mussten von mehreren Polizeibeamten nach draussen befördert werden.

Bei zwei der drei Frauen handelte es sich ausgerechnet um die Opfer des Angeklagten. Zu Beginn der Strafuntersuchung vor bald drei Jahren hatten sie ihn noch massiv belastet. Nun standen sie wieder hinter ihm und verlangten seine Freilassung.

Das Gericht war jedoch in weiten Teilen der Anklage gefolgt. Der Taxifahrer wurde wegen qualifizierter Freiheitsberaubung, Verletzung der Fürsorgepflicht und Nötigung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte für diese Taten sogar 14 Jahre gefordert.

Drei Jahre hinter verschlossenen Fensterläden

Die Anklage schilderte, wie die Frau drei Jahre lang grösstenteils hinter verschlossenen Fensterläden und unter der Kontrolle einer Überwachungskamera in den eigenen vier Wänden ausharren musste. Dabei wurde sie von ihrem Freund, einem eingebürgerten Kosovaren, oft geschlagen

Die beiden Töchter und der Sohn litten ebenfalls unter dem Tyrannen. Auch sie wurden verprügelt und durften nicht mit anderen Kindern spielen. Es war schliesslich eine der Töchter, die im September 2008 die Polizei alarmierte und den Albtraum beendete.

Das Gericht beurteilte den Verurteilten als Egoisten, dem es um die Vormachtstellung in der Familie gegangen sei. Den Kindern wurde ein Schmerzensgeld von je 15’000 Franken zugesprochen. Die Mutter hingegen verzichtet nicht nur auf die Genugtuung – sie will den Angeklagten jetzt sogar heiraten.

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