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Friedensprozess mit afghanischen Taliban gerät ins Stocken

(Keystone-SDA) Die Bemühungen um einen Frieden in Afghanistan sind erheblich ins Stocken geraten. Ursprünglich für Donnerstag in Katar geplante Gespräche zwischen den USA und den radikal-islamischen Taliban verzögerten sich einem Informanten zufolge.

Auch zwischen Vertretern Afghanistans und den Taliban gibt es vorerst offenbar kein Treffen, nachdem Präsident Hamid Karsai dies am Mittwoch überraschend abgelehnt hatte.

Noch am Dienstag hatte Karsai den Taliban Friedensverhandlungen angeboten. Fast zeitgleich kündigten auch die USA, die das grösste ausländische Truppenkontingent im seit zwölf Jahren andauernden Krieg am Hindukusch stellen, Gespräche mit den Taliban an.

In beiden Fällen wurde das Golf-Emirat Katar als Schauplatz genannt, wo bereits im vergangenen Jahr Gespräche zwischen Taliban und US-Vertretern stattfanden. Die jüngste Entwicklung hatte Hoffnungen geweckt, dass eineinhalb Jahre vor dem geplanten Abzug der letzten internationalen Kampftruppen doch noch ein Friedensprozess in Gang kommen könnte.

Nach Angaben eines pakistanischen Regierungsvertreters sollte es in den Gesprächen zwischen Amerikanern und Taliban voraussichtlich unter anderem um einen Gefangenenaustausch als eine erste vertrauensbildende Massnahme gehen. Pakistans Militär spielte nach US-Angaben eine entscheidende Rolle dabei, die Taliban zu Gesprächen mit den USA zu überreden.

Karsai verärgert

Doch Karsai reagierte verärgert darauf, dass die Gespräche zumindest zunächst offenbar nicht unter afghanischer, sondern amerikanischer Leitung stehen sollten. Ausserdem erregte die medienwirksam inszenierte Eröffnung des Verbindungsbüros der Taliban am selben Tag in Katars Hauptstadt Doha die Gemüter in Kabul.

Aus dem Präsidentenpalast in Kabul hiess es am Donnerstag, US-Aussenminister John Kerry habe Karsai am Vortag mehrfach angerufen. Kerry habe Karsai versichert, dass die Plakette mit der Aufschrift “Islamisches Emirat Afghanistan” am neuen Taliban-Büro in Katar entfernt worden sei. Auch die Taliban-Flagge an dem Büro der Aufständischen werde entfernt.

Fortsetzung unklar

Unklar war, wie in dem Prozess weiter verfahren werden sollte. Diplomaten zufolge traf am Mittwoch eine US-Delegation in Doha ein. Am Freitag wird US-Aussenminister Kerry in Doha zu einem zweitägigen Besuch erwartet.

Auf der Agenda stehen nach Angaben des Aussenministeriums in Washington Treffen mit hochrangigen Vertretern Katars. Kerry werde aber nicht mit Taliban-Gesandten zusammenkommen, sagten amerikanische Regierungsvertreter.

In Afghanistan selbst blieb die Lage angespannt. Am späten Dienstagabend wurden nach Militärangaben vier US-Soldaten bei einem Raketenangriff auf den schwer bewachten Stützpunkt Bagram bei Kabul getötet.

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