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Fürstenbank LGT gibt Private Banking in Deutschland auf

(Keystone-SDA) Nach der gescheiterten Übernahme der BHF-Bank will sich die liechtensteinische LGT Bank in Deutschland aus dem Geschäft mit reichen Privatkunden zurückziehen. Das Geschäft mit institutionellen Kunden (Asset Management) will die Bank der Fürstenhauses weiterführen.

“Die LGT Group hat beschlossen, für ihre Bank in Deutschland einen Verkaufsprozess in die Wege zu leiten”, sagte ein LGT-Sprecher am Montag der Nachrichtenagentur Reuters und bestätigte Informationen aus Finanzkreisen. Die 2003 gegründete Privatbank sei zwar laufend gewachsen, aber nie in die schwarzen Zahlen gekommen.

“Ohne Wachstum durch eine Übernahme können wir die strategischen Ziele nicht erreichen, die wir uns für das Private Banking in Deutschland gesetzt haben”, sagte der Sprecher. LGT werde sich nun auf andere Märkte konzentrieren.

Die LGT Bank Deutschland beschäftigt 135 Mitarbeiter an sieben Standorten. Die immer umfangreichere Regulierung und steigende Ansprüche der Kunden treiben die kritische Grösse der Vermögensverwaltung nach oben.

Das in Deutschland verwaltete Vermögen, das einen Hinweis auf den Kaufpreis liefern könnte, hat LGT nie beziffert. Das deutsche Asset Management für institutionelle Kunden wie Versicherungen solle aber weitergeführt werden, betonte der Sprecher.

Konsequenz aus gescheiterter Übernahme

Die BHF-Bank mit rund 1500 Beschäftigten wäre für LGT ein grosser Sprung nach vorn gewesen. Die deutsche Finanzaufsicht hatte der LGT Mitte April aber überraschend einen Strich durch die Rechnung gemacht und eine Übernahme von der Deutschen Bank in letzter Minute verhindert.

Letztlich seien die Verkaufspläne eine Konsequenz aus den gescheiterten Verhandlungen über den Kauf der BHF-Bank, räumte der Sprecher ein. Die deutschen Bankenaufseher haben den Liechtensteinern die “Zumwinkel-Affäre” von 2008 anscheinend nicht verziehen.

50 Millionen Euro bezahlt

Die LGT war in Deutschland in der Steueraffäre um den früheren Chef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, in Misskredit geraten. Mit einer Zahlung von 50 Millionen Euro an die deutsche Staatskasse zogen die Liechtensteiner Ende 2010 einen juristischen Schlussstrich unter den Vorwurf, sie hätten deutschen Millionären geholfen, Steuern zu hinterziehen.

Sich in Deutschland nach einem anderen Übernahmeziel umzusehen, erschien den Liechtensteinern aussichtslos. In Finanzkreisen hatte es geheissen, kaum eine Bank aus der Schweiz oder aus Liechtenstein hätte die Einwände der Bankenaufsicht ausräumen können.

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