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Gaddafis Machtbasis wackelt – Proteste in Tripolis angekündigt

(Keystone-SDA) Die Machtbasis des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi scheint mit jedem Tag ein wenig zu schrumpfen. Die Aufständischen berichteten am Donnerstag von Geländegewinnen rund um Misrata.

Ein Kämpfer der Aufständischen in der Stadt sagte dem TV-Sender Al-Arabija, die Verbände der Rebellen hätten die Regierungstruppen vom Flughafen vertrieben. Ihr nächstes Ziel sei die Küstenstadt Slitan, 160 Kilometer östlich von Tripolis, hiess es.

Für Freitag kündigte der Übergangsrat der Rebellen mit Sitz im ostlibyschen Benghasi Demonstrationen auch in mehreren Stadtvierteln der Hauptstadt Tripolis an. Augenzeugen berichteten, die dortigen Regimegegner würden immer mutiger.

Auf etlichen Gebäuden seien inzwischen Anti-Gaddafi-Graffiti zu sehen. Gerüchte über eine Spaltung der Armee machten die Runde. Soldaten der Mitiga-Brigade, die gemäss diesen Angaben in zwei Lager geteilt ist, sollen aufeinander geschossen haben.

Nicht bestätigt wurden Berichte der Rebellen, wonach 45 Soldaten in Nalut nahe der tunesischen Grenze desertiert sein sollen. Angeblich stellten sie sich der tunesischen Armee. In den vergangenen Tagen waren nach Angaben aus Tunis bereits mehrfach Soldaten, die sich von der Truppe abgesetzt hatten, über die Grenze gekommen.

Staatsfernsehen zeigt Gaddafi

Das libysche Staatsfernsehen strahlte in der Nacht zum Donnerstag Bilder von einem Treffen Gaddafis mit Stammesführern in Tripolis aus. Mit dem Fernsehauftritt Gaddafis sollten offenbar Gerüchte über den Gesundheitszustand des Machthabers zerstreut werden. Dieser trug wie so oft eine braune Robe, Hut und Sonnenbrille.

Um die Aktualität der Bilder zu beweisen, wurde die Kamera eigens auf einen Fernsehbildschirm mit dem Datum 11. Mai gerichtet. Der Machthaber war seit Wochen nicht mehr im libyschen Fernsehen aufgetaucht, weshalb spekuliert wurde, er sei bei einem Luftangriff der NATO am 30. April auf sein Anwesen verletzt worden.

Sein jüngster Sohn Saif al-Arab war bei dem Angriff ums Leben gekommen. Seit Ende März flogen NATO-Kampfflugzeuge nach Angaben des Militärbündnisses mehr als 2400 Luftangriffe auf Libyen.

In der Nacht auf Donnerstag meldete die Agentur JANA, bei einem weiteren NATO-Angriff sei das Gebäude der Botschaft Nordkoreas in Tripolis beschädigt worden.

Die Rebellenführung bemühte sich weiter um stärkere internationale Hilfe. Der britische Premierminister David Cameron sagte dem Chef des Übergangsrats, Abdel Dschalil, bei einem Treffen in London Unterstützung zu. So lud Cameron die Rebellen ein, in der britischen Hauptstadt eine eigene Vertretung einzurichten.

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