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Gewerkschaften kritisieren SBB-Sparprogramm scharf

Wird von den Gewerkschaften heftig kritisiert: SBB-Chef Andreas Meyer, der am Donnerstag den Abbau von 1400 Stellen bekanntgab. KEYSTONE/LUKAS LEHMANN sda-ats

(Keystone-SDA) Dem SBB-Sparprogramm fallen in den nächsten Jahren insgesamt 1400 Stellen zum Opfer. Die Bahn-Gewerkschaften SEV und transfair kritisieren die Einschnitte scharf.

Während transfair aufgrund der “technischen und wirtschaftlichen Veränderungen” noch ein gewisses Verständnis für eine Reorganisation zeigt, lehnt der SEV das Programm “als völlig verfehlt” zurück.

Beim SBB-Programm “Railfit 20/30” handle es sich um ein reines Abbauprogramm, teilte die Gewerkschaft des Verkehrspersonal (SEV) am Donnerstag mit. Betroffen vom Stellenabbau seien Berufsgruppen, die für den zuverlässigen und sicheren Betrieb der Bahn unentbehrlich seien, wie zum Beispiel Zugverkehrsleiter.

Bedenklich sei weiter, dass die SBB-Spitze auch bei den Schwächsten sparen wolle. Denn sie habe die Vereinbarung mit der Pensionskasse zur Berufsinvalidität gekündigt. Damit werde der Schutz für Mitarbeitende, die ausserhalb der Bahn keine Arbeit mehr finden und aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr eingesetzt werden könnten, massiv abgebaut.

Personelle Engpässe befürchtet

Diesen Leistungsabbau kritisiert auch transfair. Der Personalverband sei besorgt über die Vorgänge, denn sie träfen oft ältere Mitarbeitende, heisst es in einer Mitteilung. Transfair befürchtet ausserdem “personelle Engpässe, Wissensverluste und Arbeitsverdichtungen”, die der SBB schaden könnten.

Geradezu absurd sei, dass auch das Arbeitsmarktcenter der SBB selber vom Stellenabbau betroffen sei. Denn es sei zu erwarten, dass das Sparprogramm zu einem Mehraufwand für das Center führen werde.

Transfair sei sich zwar bewusst, dass die Angebote der SBB auch in Zukunft bezahlbar bleiben müssten, um auf dem Mobilitätsmarkt bestehen zu können. Doch um Arbeitsplätze langfristig zu sichern, brauche es Innovationen und Investitionen im eigenen Betrieb.

Die SEV will in den nächsten Wochen in der ganzen Schweiz Versammlungen durchführen und danach das weitere Vorgehen festlegen. “Es wird zweifellos zu Widerstand kommen”, wird SEV-Vizepräsident Manuel Avallone in der Mitteilung zitiert.

Preise stabil halten

Bis 2020 will die SBB ihre Kosten um 1,2 Milliarden Franken senken, nicht zuletzt, um die Preise im Personenverkehr stabil zu halten. Diesem Sparprogramm fallen in den nächsten Jahren insgesamt 1400 Stellen zum Opfer.

Die Stellen werden in den Bereichen Administration, Verwaltung und im Betrieb abgebaut. Weil die SBB jedoch im gleichen Zeitraum mit einer Zunahme des Verkehrs rechnet, sollen gleichzeitig 200 Stellen geschaffen werden, vorab beim Zugs- und Reinigungspersonal, wie das Bahnunternehmenan einer Medienkonferenz mitteilte.

Einsparen will die SBB bei der Beschaffung, bei den Investitionen und bei den Personalkosten. Die Massnahmen stehen im Zusammenhang mit dem bereits im November 2015 kommunizierten Programm “RailFit20/30”. Dieses betrachtet die SBB als “zentrales Programm zur Umsetzung der SBB Strategie 2020”.

Weniger Lohn

“RailFit20/30” beinhaltet zudem Anpassungen bei den Sozialleistungen. Die SBB verweist darauf, dass sie bisher die Risikobeiträge der Pensionskasse alleine trage. Ab Januar 2017 sollen diese Beträge zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden aufgeteilt werden. Deshalb werden allen Mitarbeitenden 0,8 Prozent Lohn abgezogen.

Obwohl die SBB darauf verweist, dass sie “dank gesteigerter Wettbewerbsfähigkeit eine sichere Arbeitgeberin” bleibe, bedeutet das in die Zukunft gerichtete Programm, dass die Interessen der Mitarbeitenden gegen jene der Bahnbenutzerinnen und -benutzer abgewogen werden.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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