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IAEA kritisiert Japans Reaktion auf Atomunfall in Fukushima

(Keystone-SDA) Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat Japans Reaktion nach dem Unfall im Atomkraftwerk Fukushima kritisiert. Das Land hätte nach dem schweren Erdbeben, dem Tsunami und dem anschliessenden Atomunfall auf ein von der IAEA vorgesehenes Übereinkommen für Hilfsleistungen zurückgreifen müssen.

Das schreibt die Behörde in einem Bericht, der am Montag an einer Konferenz zur Atomsicherheit in Wien vorgestellt werden soll. Das Übereinkommen regelt im Fall eines Atomunfalls die Zusammenarbeit zwischen Der IAEA und verschiedenen Ländern hinsichtlich Hilfsmassnahmen, Sicherheit und Kommunikation.

Japan habe dies nie angewendet, kritisiert die IAEA in dem Bericht, der auf Einschätzungen von Experten nach einem Besuch in Japan beruht.

Zugleich kritisierte die Behörde, dass Japan von der IAEA empfohlene mehrstufige Sicherheitsmassnahmen zum Schutz vor Bedrohungen von aussen nicht richtig umgesetzt habe. Diese Empfehlungen sind für die IAEA-Mitgliedstaaten allerdings nicht bindend.

Daneben seien auch die im Jahr 2002 verschärften Anti-Tsunami-Massnahmen von den Behörden nicht richtig umgesetzt worden. Seit der Atomkatastrophe dringt aus dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima noch immer radioaktive Strahlung.

Wasserreinigung gestoppt

Die Arbeiten am Unglücks-Kernkraftwerk Fukushima erlitten derweil einen herben Rückschlag: Die Inbetriebnahme eines neuen Systems zur Reinigung hochgradig verseuchten Wassers musste am Samstag nach wenigen Stunden unterbrochen werden, wie der Betreiber der Atomruine mitteilte.

Bei einem der Komponenten, das Cäsium absorbieren soll, seien die Strahlenwerte schneller auf die Höchstgrenze gestiegen als gedacht. Das betroffene Teil müsse nun zunächst ausgetauscht werden, teilte der Energiekonzern Tepco mit.

Als Grund für das technische Problem nahm das Unternehmen an, dass entweder besonders stark verseuchter Dreck in die Wasserwiederaufbereitungsanlage eingedrungen ist und sie verschmutzt hat oder dass das verstrahlte Wasser höhere Strahlenwerte aufweist als bisher gemessen.

Es war zunächst unklar, wann die Reinigung des Wassers weitergehen kann. Ein Erdbeben und ein nachfolgender Tsunami hatten im März die Kühlsysteme der Atomanlage zerstört. Seitdem wird Wasser in die Reaktoren gepumpt, um die Kerne zu kühlen. Nun soll das bereits verwendete Wasser dekontaminiert werden, um es danach wieder für die Kühlung einzusetzen.

Volle Auffangbehälter

Bisher haben sich mehr als 100’000 Tonnen radioaktiv verstrahltes Wasser angesammelt – genug, um 40 Sportschwimmbecken zu füllen. Die Auffangbehälter drohen in den kommenden Wochen überzulaufen.

Tepco droht das Problem nun über den Kopf zu wachsen, denn zur Kühlung der beschädigten Reaktorblöcke müssen weiterhin grosse Mengen Wasser eingeleitet werden.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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