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Internet-Reisebüro Bravofly Rumbo geht an die Schweizer Börse

(Keystone-SDA) Das Online-Reisebüro Bravofly Rumbo wagt den Gang an die Schweizer Börse. Mit neuen Aktien will es dort 80 bis 110 Mio. Euro einnehmen und das Geld in die weitere Expansion stecken. Zudem wollen die bisherigen Besitzer auch bestehende Aktien verkaufen.

Nach Abschluss des Going Public soll der Unternehmenswert über 500 Mio. Euro betragen, wie Bravofly Rumbo am Mittwoch ausführte. Das würde in etwa dem Zwanzigfachen des Betriebsgewinns (Ebitda) entsprechen, wie Unternehmenschef Francesco Signoretti an einer Telefonkonferenz zum Börsengang sagte.

Mit den aktuellsten Zahlen gerechnet – das Ebitda betrug 2013 rund 23 Mio. Euro – wäre Bravofly Rumbo so etwa 450 Mio. Euro wert. Allerdings ist dabei die erst Ende 2013 übernommene Jetcost noch nicht miteingerechnet.

Neben den neuen Aktien im Umfang von 80 bis 110 Mio. Euro wollen auch die bisherigen Besitzer Anteile verkaufen. Das sind die Firmengründer, das Management und andere Investoren. Sie trennen sich aber nicht vollständig von ihren Anteilen und behalten gemäss Signoretti die Kontrolle.

Dem Konzernchef des in Chiasso ansässigen reinen Online-Reisebüros zufolge halten die Gründer und das Management derzeit 70 Prozent der Anteile. Hinzu kämen rund 50 private Investoren, unter ihnen die Familie Agnelli und Tito Tettamanti. Grösste Einzelaktionäre seien eine Anlagegesellschaft und eine italienische Familienholding mit einem Unternehmensanteil von je 8 Prozent.

Der Gang an die Schweizer Börse SIX soll möglichst bald zu Beginn des zweiten Quartals erfolgen, erklärte Signoretti weiter. Der Zeitpunkt sei aufgrund des positiven Marktumfeld ideal.

Vom Börsengang eines Konkurrenten in Madrid – Odigeo hat diesen Schritt vor rund zwei Wochen angekündigt – erhofft sich Signoretti positive Impulse fürs eigene Börsendebüt.

Wachsender Online-Markt mit vielen Anbietern

Überhaupt zeigte sich der Unternehmenschef zuversichtlich für den Online-Reisemarkt. Während der Gesamtreisemarkt in Europa 4 Prozent wachsen dürfte, sollten die Online-Reisen um 11 Prozent zulegen.

Der Anteil von online verkauften Reisen habe 2013 bei einem europäischen Gesamtmarkt von rund 270 Mrd. Euro 42 Mrd. Euro betragen. Und der Online-Markt wachse weiter, da die Vernetzung immer besser werde.

Darum will Bravofly Rumbo in Europa über seine bisherigen Hauptmärkte Italien, Spanien und Frankreich hinauswachsen. Dabei sind namentlich Deutschland, Osteuropa und Skandinavien im Visier. Im Raum Asien-Pazifik soll das Angebot in ausgewählten Ländern lanciert werden.

Der mit tausenden von Anbietern stark fragmentierte Online-Reisemarkt dürfte sich konsolidieren, zeigte sich das Unternehmen überzeugt. Das will Bravofly Rumbo zu Zukäufen nutzen.

Dabei geht das Unternehmen nicht nur bei der direkten Konkurrenz auf Beutefang. Auch vertikale Akquisitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden angepeilt. So kann sich Signoretti etwa den Zukauf eines Autovermieters oder eines Ferienwohnungsanbieters vorstellen.

4,5 Millionen Passagiere 2013

Die Dienste von Bravofly Rumbo nahmen 2013 rund 4,5 Millionen Passagiere in Anspruch. Das Reisebüro generierte damit einem Umsatz von 123,2 Mio. Euro. Das waren 64 Prozent mehr als im Vorjahr, worin sich die Übernahme von Rumbo 2012 niederschlug. Das Brutto-Reisevolumen belief sich auf 1,05 Mrd. Euro.

Das Betriebsergebnis (Ebitda) erreichte 22,8 Mio. Euro oder 69 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Akquisition herausgerechnet wuchs die Kennziffer noch um 26 Prozent. Bravofly Rumbo bezeichnet sich als einen der führenden Online-Reiseanbieter Europas.

Derzeit beschäftigt der Börsenaspirant rund 500 Personen, mehr als 200 von ihnen am Hauptsitz in Chiasso. Weiterer wichtiger Standort ist nach der Übernahme von Rumbo Madrid.

Bravofly Rumbo betreibt seine Internet-Seiten unter den Marken Bravofly, Rumbo, Volagratis, Jetcost, Cocierissime, Viaggiare und Viajar. Im Angebot sind Flüge mit normalen Airlines, Billigfliegern, Hotelbuchungen, Pauschalreisen, Kreuzfahrten, Mietautos und andere reisenahe Produkte.

Gegründet wurde das Unternehmen 2004 in Italien mit Volagratis, damals ein Suchmaschinenpionier für Billigflüge. Heute bietet Bravofly Rumbo seine Dienste in 14 Sprachen und in über 35 Ländern an.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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