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Islamistisches Motiv für Schiesserei in Frankfurt

(Keystone-SDA) Das Attentat auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen hat allen Anschein nach ein Islamist verübt. Der mutmassliche Schütze, der die Tat inzwischen gestanden hat, handelte aber auf eigene Faust und nicht im Auftrag einer Terrororganisation.

Es gebe Anzeichen dafür, dass es sich bei dem mutmasslichen Täter um einen “radikalisierten Muslim” handle, sagte der hessische Innenminister Boris Rhein am Donnerstag in Wiesbaden. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er ein Einzeltäter gewesen. Es sei auch kein Netzwerk erkennbar.

Der 21-jährige Kosovare sei geständig, sagte Rhein weiter. Der Innenminister verwies darauf, dass der Mann den Sicherheitsbehörden bislang nicht bekannt gewesen sei.

Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor die Ermittlungen zuvor von der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main übernommen. Sie wollte sich am Freitag zu weiteren Details äussern.

Der 21-Jährige soll am Mittwochnachmittag in einem US-Militärbus zwei Soldaten erschossen und zwei weitere schwer verletzt haben. Trotz Notoperation schwebte einer der beiden Verletzten am Donnerstag immer noch in Lebensgefahr.

Telefonat mit Clinton

Bei den Soldaten handelt es sich um Angehörige der Militärpolizei der US-Luftwaffe. Die etwa ein Dutzend Männer waren in England stationiert und sollten nach Ramstein gebracht werden. Von dort aus sollten sie in Kürze zu einem Einsatz nach Afghanistan oder in den Irak aufbrechen.

Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle sagte seiner US-Amtskollegin Hillary Clinton in einem Telefongespräch eine rasche und vollständige Aufklärung des Anschlags zu. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dies bereits zugesichert.

Kampfname im Internet

Der mutmassliche Täter hatte bei seinen Eltern gewohnt und lebte bereits seit 1991 in Deutschland. Der 21-Jährige arbeitete nach Angaben des hessischen Innenministers in einem Postzentrum am Frankfurter Flughafen und war zuvor nie auffällig geworden.

Die Auswertung seines Computers liefere aber Anzeichen dafür, dass er sich in den letzten Tagen stark radikalisiert habe. So habe er sich in einem sozialen Netzwerk vor kurzem einen islamistischen Kampfnamen zugelegt, sagte Rhein.

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