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Italien führt Integrationsplan anerkannte Flüchtlinge ein

Wer von ihnen in Italien als Flüchtling angerkannt wird soll künftig bessere Integrationschancen haben (Archiv) KEYSTONE/AP Doctors Without Borders/MARIA CARLA GIUGLIANO sda-ats

(Keystone-SDA) Italiens Regierung will mit einem Integrationsplan die Eingliederung von anerkannten Flüchtlingen in die Gesellschaft beschleunigen. Geplant sind Integrationskurse, eine bessere Sprachförderung für Kinder sowie bessere Ausbildungschancen für Jugendliche.

Der Integrationsplan will unter anderem den Zugang für Flüchtlinge zum Gesundheitssystem und zu Sozialwohnungen erleichtern. Menschen, die Flüchtlingseinrichtungen verlassen, sollen bei der Suche nach einer Wohnung unterstützt werden, wie italienische Medien am Mittwoch berichteten.

Mit den Kursen, von denen in einer ersten Phase 74’853 Flüchtlinge profitieren werden, will man Ausländern mit der italienischen Verfassung und deren Prinzipien – darunter Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Laizismus des italienischen Staates und Religionsfreiheit – vertraut machen.

Die Kurse werden über den Fonds zur Flüchtlingsversorgung finanziert. Auch EU-Gelder sollen den Plan mitfinanzieren. An der Umsetzung des Plans beteiligen sich mehrere Ministerien, die Regionen und die Gemeinden.

Die Integration soll auch mithilfe ehrenamtlicher Organisationen gefördert werden. Zudem soll das Netz zum Schutz der Opfer von Menschenhandel gestärkt werden. Vor allem Frauen, die sich aus der Prostitution befreien wollen, soll Unterstützung zugesichert werden.

Schwankende Zahlen von Geretteten

Die italienische Regierung hatte ihre Bemühungen, Personen von der Flucht nach Europa abzuhalten, verstärkt, seit im Mai (fast 23’000) und Juni (rund 23’500) besonders viele im Mittelmeer Gerettete in Italien ankamen.

Die italienische Marine unterstützt die libysche Küstenwache bei der Kontrolle ihrer Hoheitsgewässer und im Kampf gegen Menschenhändler, die die Menschen gegen viel Geld auf seeuntaugliche Boote in Richtung Europa setzen. Wegen Sicherheitsbedenken hatten mehrere Hilfsorganisationen zeitweise Rettungsmissionen in den Gewässern vor Libyen ausgesetzt.

Nach einem drastischen Rückgang der Zahl der in Italien ankommenden Flüchtlinge wurden innerhalb eines Tages wieder mehr als 1000 Menschen aus Seenot gerettet. Am Montag seien insgesamt 1105 Migranten von italienischen und europäischen Schiffen im Mittelmeer gerettet worden, schrieb der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, am Dienstag auf Twitter.

In den vergangenen Wochen und Monaten war die Zahl der Geretteten und nach Italien gebrachten Migranten deutlich zurückgegangen. Bis Montag zählte das Innenministerium in Rom 4324 Menschen, die im September an italienischen Häfen an Land gebracht worden waren. Im August waren es noch weniger (rund 3900).

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