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Italienische Ministerin will Pferderennen in Siena abschaffen

(Keystone-SDA) Rom – Die italienische Tourismusministerin Michela Brambilla will das traditionsreichste Pferderennen der Welt, den Palio von Siena, abschaffen. Das sorgt für heftige Debatten in Italien.
Noch niemand hatte es bisher in Regierungskreisen gewagt, so offen das am 2. Juli und am 16. August stattfindende Pferderennen zu kritisieren, das seit 1644 den rivalisierenden Stadtteilen, die zum grossen Teil nach Tieren benannt sind, zum Kräftemessen dient.
Ross und Reiter müssen dabei den abschüssigen Platz mit glattem Kopfsteinpflaster dreimal umrunden. Immer wieder kommt es vor, dass Pferde ausrutschen und sich auch tödlich verletzen. Seit 1970 kamen mehr als 50 Pferde ums Leben.
“Wenn Katalonien auf den Stierkampf verzichtet hat, können wir auch auf einige Tierrennen verzichten. Der Palio di Siena ist die bekannteste Veranstaltung dieser Art, es gibt aber andere. Es gibt Rennen mit Eseln und Gänsen, die oft grausam und sinnlos sind. Wir könnten wirklich darauf verzichten”, sagte die als Tierschützerin bekannte Ministerin.
Ihre Worte sorgten für hitzige Reaktion in Siena. Jedes Jahr zieht das Rennen zehntausende Touristen an. Der Bürgermeister der toskanischen Stadt, Maurizio Cenni, drohte mit einer Klage gegen die Ministerin. Niemand dürfe behaupten, dass die Pferde, die am Rennen in Siena teilnehmen, misshandelt werden.
Rückendeckung erhielt die Ministerin von Tierschützern, die seit Jahrzehnten die Abschaffung des Palio fordern. Immer wieder komme es in den engen Kurven der abschüssigen Piazza del Campo in Siena zu schweren Stürzen der Pferde.
Bei dem halsbrecherischen Rennen, das nur eineinhalb Minuten dauert, starten die Reiter, die verschiedene Stadtviertel Sienas vertreten, ohne Sattel. Ein Pferd gewinnt beim Palio-Rennen auch dann, wenn es ohne den gestürzten Reiter als erstes ins Ziel kommt. In den vergangenen Jahr hatten mehrere Jockeys einen Gegner spitalreif geschlagen.

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