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IWF: Deutschland bleibt Zugpferd für Europas Wirtschaft

(Keystone-SDA) Angetrieben von der starken deutschen Konjunktur wird sich der Aufschwung in Europa fortsetzen. In seiner am Donnerstag veröffentlichten Frühjahrsprognose sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) für Europa ein Wachstum von 2,4 Prozent in diesem Jahr voraus.

Das Wachstum im kommenden Jahr schätzt der IWF auf 2,6 Prozent. Die hoch verschuldeten Krisenländer Griechenland und Portugal stecken vorerst aber weiter in der Rezession – wobei der IWF zumindest Athen zutraut, 2012 wieder zu wachsen.

Die Wirtschaft im Euroraum wird mit 1,6 Prozent in diesem und 1,8 Prozent im kommenden Jahr langsamer zulegen als Europa insgesamt. Dabei bleibt Deutschland mit einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes (BIP) um 2,5 Prozent in diesem und 2,1 Prozent im kommenden Jahr die Konjunkturlokomotive.

Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr schätzt der Fonds nach seiner Prognose vom März auf 2,4 Prozent, 2012 dürfte das BIP hierzulande laut dem IWF um 1,8 Prozent steigen.

Inflationsrisiko überschaubar

“Die Hauptbotschaft unseres Ausblicks ist: Wir sind zuversichtlich. Europa geht es insgesamt gut”, sagte IWF-Europa-Direktor Antonio Borges. Ob sich die positiven Prognosen realisieren, hänge allerdings entscheidend davon ab, ob die Spannungen in den hoch verschuldeten Euroländern und im Finanzsektor überwunden werden können.

Als Gefahr für die Konjunktur wertet der IWF die Verquickung der Finanzsysteme: “In den Büchern der Banken in den Kern-Euroländern schlummern riesige Risiken. Ein Vertrauensschock könnte sich blitzschnell über ganz Europa ausbreiten.”

Aus Sicht des IWF kann die Europäische Zentralbank (EZB) den Weg der Krisenländer aus der Rezession vorerst mit niedrigen Zinsen unterstützen. Denn die Experten halten die aktuellen Inflationsrisiken für überschaubar.

Krisenländer für Schweiz wenig bedeutend

Kurzfristig seien die Wachstumsaussichten für Griechenland, Irland und Portugal trüb: “Aber die Hilfspakete, die jetzt greifen, beinhalten Massnahmen, die die Anpassung abfedern und mittelfristig wieder zu Wachstum führen.”

Nach den Prognosen wächst Irland im kommenden Jahr um 1,9 Prozent (2011: 0,5 Prozent) und Griechenland immerhin um 1,1 Prozent (2011: -3,0 Prozent). Portugal muss sich demnach auf ein weiteres Jahr mit schrumpfender Wirtschaft einstellen (2011: -1,5 Prozent, 2012: -0,5 Prozent)

Insgesamt bleibe die Staatsschuldenkrise auf wenige kleine Länder mit geringer Bedeutung als Exportmarkt begrenzt. Deutschland, Schweden oder die Schweiz verkaufen weniger als sechs Prozent ihrer Exporte in die drei Krisenländer plus Spanien – wesentlich weniger als in die Wachstumsmärkte Osteuropas und Asiens.

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