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Kadetten Schaffhausen klarer Favorit

(Keystone-SDA) Wie immer in den letzten Jahren steigen die Kadetten Schaffhausen als Favorit in die heute Abend beginnende NLA-Meisterschaft der Handballer. Sie streben den fünften Titel in Serie an.

Seit 2005 stemmten die Kadetten nicht weniger als zehnmal den Meisterpokal in die Höhe. Auch in dieser Saison dürfte es sehr schwierig werden, die Schaffhauser vom Thron zu stossen. Auf dem Papier sind sie noch stärker einzustufen als in der vergangenen Spielzeit, als sie in den Playoffs keines ihrer sechs Spiele verloren. Sie legten in der entscheidenden Meisterschaftsphase einmal mehr zu, obwohl sie zuvor keinen unwiderstehlichen Eindruck hinterlassen hatten.

Genau diese Fähigkeit macht es so schwierig, die Kadetten in einer Playoff-Serie zu bezwingen. Sie verfügen nicht nur über das beste Team und sind fähig, gewisse Ausfälle zu kompensieren. Viele Spieler wissen auch genau, was es braucht, um Meister zu werden, was ein grosser Vorteil ist.

Die Kadetten haben die Mannschaft weiter veredelt. So verpflichteten sie für den linken Aufbau den ukrainischen Internationalen Wladislaw Ostruschko, der nicht nur über viel Routine, sondern mit einer Grösse von 2,02 m und einem Gewicht von 101 kg auch über Gardemasse verfügt. Der iranische Nationalspieler Pouya Norouzi ist ebenfalls ein interessanter Zuzug. Zudem steht neu der erfahrene Kroate Ivan Stevanovic zwischen den Pfosten. Er bildet zusammen mit dem Schweizer Nationalgoalie Simon Kindle das Torhüter-Duo.

“Das wäre arrogant”

Allerdings hinterlässt der trotz eines weiterlaufenden Vertrages zurückgetretene Captain David Graubner in der Verteidigung eine grosse Lücke. Der 33-Jährige steht der Mannschaft als Teammanager gleichwohl weiterhin sehr nahe. “Im Angriff sind viele Varianten dazugekommen”, sagte Graubner. Zudem erwartet er einiges von seinen beiden Keepern. Im Abwehrzentrum dagegen müsse erst eine neue Hierarchie entstehen. Deshalb setzt er ein Fragezeichen dahinter, ob die Verteidigung gleich von Beginn weg gut funktioniert. “Es ist aber jedes Jahr so, dass sich die Abwehr neu finden muss”, erklärte Graubner. Von daher sieht er die Equipe auch dort gut aufgestellt.

Auf die Frage, ob sich die Schaffhauser nur selber schlagen können, antwortete Graubner: “Das zu sagen, wäre sehr arrogant. Wacker Thun und Pfadi Winterthur werden im Kampf um den Meistertitel ein deutliches Wort mitreden. Wir sind jedoch der Favorit. Das sind wir jedes Jahr und wollen wir auch sein.”

Den neuen Modus, in dem in der Hauptrunde nur noch 14 statt 18 Partien im Programm stehen, erachtet Graubner als positiv. Die Reduzierung wurde deshalb beschlossen, um die im Europacup engagierten Teams zu entlasten und damit der Nationalmannschaft genügend Termine zur Verfügung gestellt werden können. Das kommt den in der Champions League engagierten Kadetten selbstredend entgegen. Dass neu acht und nicht mehr nur vier Mannschaften die Playoffs erreichen, findet Graubner ebenfalls gut, auch wenn die Duelle zwischen dem Ersten und dem Achten sowie dem Zweiten und dem Siebten nicht “wahnsinnig prickelnd” seien. Die anderen beiden Viertelfinals könnten allerdings durchaus sehr spannend sein.

Entzugserscheinungen vom Handball hat Graubner bisher keine. Er ist aktuell sehr zufrieden mit seiner Situation. Langweilig wird es ihm als Geschäftsführer und sportlicher Leiter der Kadetten Handball AG sowie als Geschäftsführer der BBC-Arena ohnehin nicht. Er schliesst jedoch nicht aus, dass er in den Playoffs oder während der Champions League eine gewisse Wehmut verspürt.

Die ersten Herausforderer der Kadetten sind Pfadi Winterthur und Cupsieger Wacker Thun. Pfadi tritt praktisch mit einem unveränderten Team an und ist entsprechend eingespielt. Einziger Neuzugang ist Rückkehrer Mathias Kasapidis, der zuletzt in Dänemark gespielt hat. Er ersetzt am Kreis den Kroaten Filip Gavranovic. Zudem erklärte die langjährige Teamstütze Oliver Scheuner den Rücktritt. Die Winterthurer müssen zwar einen Sanierungsplan umsetzen, streben aber erneut den Finaleinzug an.

Wacker Thun mit viel Potenzial

Der gefährlichste Gegner für die Kadetten dürfte aber Wacker sein. Die Thuner brachen in den letzten acht Saisons als einzige Mannschaft in die Phalanx der Schaffhauser ein, als sie 2013 zum bisher einzigen Mal in der Vereinsgeschichte den Meistertitel holten. Zudem gewannen die Berner Oberländer drei der letzten sechs Cup-Austragungen. In den diesjährigen Playoffs forderten sie den Kadetten im Halbfinal trotz des 0:3 nach Siegen alles ab – Verletzungspech hin oder her.

Sind alle Leistungsträger fit, liegt für Wacker einiges drin. Allerdings hat sich Nicolas Raemy von seinem im vergangenen September erlittenen Schleudertrauma nach wie vor nicht vollends erholt. Die Thuner sind die einzige NLA-Equipe, die nur mit Schweizern antritt. Emil Feuchtmann und Nikola Isailovic verliessen den Verein. Für die Position des Regisseurs wurde mit Nicolas Suter ein Spieler mit grossem Potenzial verpflichtet. Trainer Martin Rubin steigt in seine elfte Saison mit Wacker.

Grosse Ambitionen hegt auch Kriens-Luzern in der letzten Saison unter Trainer Heiko Grimm. Dieser wechselt zu einem noch nicht kommunizierten Verein in der Bundesliga. Auch der BSV Bern Muri sollte sich für die Finalrunde der besten sechs Teams qualifizieren. Die Vorbereitung und der souveräne Sieg im Cup-Sechzehntelfinal bei St. Otmar St. Gallen (29:20) versprechen jedenfalls einiges.

Die Berner haben mit dem Deutschen Aleksandar Stevic als einzige NLA-Mannschaft einen neuen Trainer. Suhr Aarau scheint ebenfalls stärker zu sein und besitzt gute Chancen, erneut zu den Top 6 zu gehören. Dorthin zurück will aber auch St. Otmar. GC Amicitia Zürich, Fortitudo Gossau und Aufsteiger Endingen dürften für die Abstiegsrunde gesetzt sein. Diese gewinnt jedoch an Attraktivität, sind doch die ersten beiden Teams ebenfalls für die Playoff-Viertelfinals qualifiziert. Die beiden Letztplatzierten der Abstiegsrunde ermitteln in einer Best-of-5-Serie den Absteiger.

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