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Keine eindeutigen Spuren an Messer im Kachelmann-Prozess

(Keystone-SDA) Mannheim – Im Vergewaltigungsprozess gegen Jörg Kachelmann hat die Untersuchung der Spuren am angeblichen Tatmesser kein klares Ergebnis gebracht. Ein Sachverständiger des Landeskriminalamts Baden-Württemberg sagte am Montag, es gebe “keinen eindeutigen Nachweis”.
Gutachter Gerhard Bässler hatte das Messer ausgewertet, mit dem Kachelmann seine frühere Freundin am 9. Februar bedroht und zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben soll. Dabei ging es insbesondere um den Messergriff, den Kachelmann während der Vergewaltigung in der Hand gehabt haben soll.
Bässler sagte vor dem Landgericht Mannheim: “Der Angeklagte ist als Verursacher der Spur nicht auszuschliessen. Aber auch eine Sekundärübertragung ist möglich.” Als mögliche Sekundärübertragung nannte er, dass die Frau zuerst Kachelmann anfasste und direkt danach das Messer.
Auf dem Messergriff entdeckte Bässler insgesamt nur wenige DNA-Spuren, sie lagen nach seinen Worten an der “Nachweisgrenze”. Dabei fand er Mischspuren von zwei Personen. Eine passe zu dem möglichen Opfer, die andere könne von Kachelmann stammen.
Allerdings hielt Bässler bei einem intensiven Kontakt eine eindeutigere Spur für wahrscheinlich. Zunächst vermutete er deshalb, dass sich die Spuren auf dem glatten Messer durch den Transport verringert haben könnten.
Spuren nicht nachträglich vermindertDie Staatsanwaltschaft legte jedoch ein Protokoll vor, wonach das Messer nach der Sicherstellung mit Kabelbinder fixiert und versendet worden war. Bässler hielt aufgrund dieser Information eine Spurenverminderung für sehr unwahrscheinlich.
Das mögliche Vergewaltigungsopfer soll jedoch bei der Polizei ausgesagt haben, dass sie das Messer nach der Vergewaltigung kurz in der Hand gehabt und dann wieder zurückgelegt haben.
Eindeutiger ist die Spurenlage auf der Messerschneide. Das Küchenmesser hat auf einer Seite einen Wellenschliff, auf dieser Seite fand der Sachverständige DNA der Ex-Freundin, auf der gegenüberliegenden Seite dagegen nicht.
Auch auf dem Bettlaken und einem Handtuch im Bad fanden sich Mischspuren von Sperma und Blut. Hier war die Zuordnung zu Kachelmann eindeutig. Beim Blut handelt es sich um Menstruationsblut des möglichen Opfers.
Die 37-jährige Radiomoderatorin gibt an, in der Nacht zum 9. Februar nach einem Streit mit dem Tod bedroht und vergewaltigt worden zu sein. Der 52-jährige Kachelmann bestreitet die Tat.

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