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Kidnapping-Opfer von Cleveland wollen keine Interviews geben

(Keystone-SDA) Knapp eine Woche nach ihrer spektakulären Befreiung haben die drei Kidnapping-Opfer aus Cleveland ihren Helfern und Unterstützern gedankt. Michelle Knight, Amanda Berry and Gina DeJesus “sind zutiefst dankbar für die grosszügige Hilfe und liebevolle Unterstützung ihrer Familien, Freunde und Gemeinden”.

Diese Erklärung verlas ihr Anwalt Jim Wooley am Sonntag vor Journalisten. Er appellierte an die Medien und Öffentlichkeit, das Bedürfnis der Frauen nach Ruhe und Privatheit zu respektieren. “Sie werden vorerst keine Interviews geben.”

Unterdessen beendete die Polizei die Suche nach möglichen weiteren Verbrechensopfern im Horrorhaus des mutmasslichen Entführers und Peinigers Ariel Castro. Wie eine Sprecherin der US-Bundespolizei FBI, Vicki Anderson, am Samstag sagte, hätten die Ermittler nicht – wie zunächst befürchtet – menschliche Überreste auf dem Gelände im Bundesstaat Ohio gefunden.

Zehn Jahre lang missbraucht

Castro hatte Knight, Berry und DeJesus dort über ein Jahrzehnt festgehalten und missbraucht. Die Ermittler hätten etwa 200 Beweisstücke sichergestellt.

Nach Abgleichen mit Castros DNA gebe es bislang auch keine Verbindung zu weiteren Verbrechen, so das FBI. Die “Washington Post” berichtete am Sonntag, Castro sei vielen in seiner Familie für seine brutalen und sadistischen Anwandlungen bekannt gewesen. Er habe mehrfach seine Ex-Frau derart brutal zugerichtet, dass sie flüchtete und ihn anzeigte. Castro sei dafür nicht verurteilt worden.

Täter droht Todesstrafe

Am Freitag war mit Knight auch das dritte der befreiten Kidnapping-Opfer aus der Klinik entlassen worden. Die Frau sei in guter Verfassung, hiess es. Doch Knight brauche Ruhe. Selbst ihre Angehörigen erfuhren nach Medienberichten nicht, wohin die mittlerweile 32-Jährige nach ihrer Entlassung gebracht wurde.

Sie erklärte den Ermittlern, sie sei mehrfach von Castro gewaltsam zur Abtreibung gezwungen worden. Knights Aussagen könnten ihrem Peiniger das Leben kosten, der Staatsanwalt prüft die Todesstrafe.

Die drei Frauen sowie Berrys in der Gefangenschaft geborene sechs Jahre alte Tochter waren am vergangenen Montag befreit worden. Ein DNA-Test belegte, dass Castro der Vater des Kindes ist. Nach einem CNN-Bericht war es das Mädchen, das den Frauen den Tipp gab, dass der Peiniger das Haus verlassen hat. Das habe die spektakuläre Befreiungsaktion ausgelöst.

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