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Lars von Trier startet in Cannes mit “Melancholia”

(Keystone-SDA) Mit seinem apokalyptischen Drama “Melancholia” ist der dänische Regisseur Lars von Trier am Mittwoch in den Wettbewerb der 64. Filmfestspiele von Cannes eingestiegen.

Der Planet “Melancholia” hat darin Kurs auf die Erde genommen, während auf der Erde unter anderen Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, John Hurt, Kiefer Sutherland, Stellan Skarsgard, Udo Kier und Charlotte Rampling Hochzeit feiern.

“Der Film geht nicht so sehr um das Ende der Welt, sondern mehr um einen Seelenzustand”, konstatierte von Trier bei der Pressekonferenz an der Croisette, bevor er mit Nazi-Witzen für leise Befremdung sorgte.

“Ich habe in meinem Leben selbst einige Phasen von Melancholie durchgemacht”, sagte von Trier, der nach dem in Cannes bereits vieldiskutierten “Antichrist” erneut um die Goldene Palme rittert.

Frauen spielen Trier

Über Kirsten Dunst sagte er vor den Medien, sie habe ihre Sache “extrem gut gemacht, vor allem der Ausdruck in ihren Augen war perfekt”. Dunst spielt die Braut Justine, die im Verlauf des Films immer stärker von ihrer Melancholie gepackt wird und schliesslich in eine tiefe Depression stürzt.

“Lars ist der einzige Regisseur, der Filme für Frauen schreibt, egal ob die hässlich oder verletzlich oder sonst was sind”, sagte Dunst. Für Gainsbourg, im Film die Schwester der Braut, besteht diese Trennung zwischen den Geschlechtern gar nicht wirklich.

“In ‘Antichrist’ habe ich ihn gespielt”, verwies sie auf die autobiografischen Elemente im Skript, “und in diesem Film spielt Kirsten ihn.” Die Arbeit sei diesmal zwar sehr anders gewesen, aber deswegen nicht weniger herausfordernd.

Klassische Gemälde

“Melancholia” ist in zwei Hälften geteilt, die Hochzeit und die Angst vor dem Ende der Welt. Schon zu Beginn mischen sich in die Minuten des grossen Glücks immer wieder irritierende Momente, wenn sich Justine von ihrer eigenen Hochzeit immer wieder zurückzieht.

Später wird sie in der Nacht am Fluss nackt den immer näher kommenden Planeten anbeten – ebenso wie die visuell beeindruckende Eingangssequenz eines der vielen Bilder, die von der Komposition stark an klassische Gemälde erinnern.

Beeinflusst fühlte sich der Regisseur stilistisch aber nicht nur von den alten Meistern, sondern auch von Antonioni und Tarkowskij.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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