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Laut UNO 219 Tote und über 500 Verletzte bei Unruhen in Tunesien

(Keystone-SDA) Bei den Unruhen in Tunesien, die Mitte Januar zum Sturz von Staatschef Zine al-Abidine Ben Ali geführt haben, sind nach Angaben der UNO mindestens 219 Menschen getötet und 510 weitere verletzt worden. Die Übergangsregierung in Tunis hat die Zahl der Todesopfer bislang mit 78 angegeben.

Der Leiter der zur Untersuchung der Unruhen entsandten Mission des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, Bakr N’diaye, erklärte am Dienstag, neben 72 Toten bei Gefängnismeutereien seien weitere 147 Menschen ums Leben gekommen. Aber auch diese Zahlen seien nur vorläufige Angaben.

Obwohl die Übergangsregierung versucht, die Lage im Land zu stabilisieren, kommt es immer wieder zu Protesten und Unruhen. In der Hauptstadt Tunis ging die Polizei am Montag mit Tränengas gegen Demonstranten vor. In der Stadt Kesserine plünderten Jugendliche mehrere Büros von Behörden.

Flugzeug beschlagnahmt

Die französische Justiz beschlagnahmte unterdessen ein Privatflugzeug, das einem Mitglied der Familie des gestürzten Präsidenten gehörte. Die Maschine war seit einer Woche in einer Halle am Pariser Flughafen Le Bourget geparkt, wie es in amtlichen Kreisen in Paris am Dienstag hiess.

Das Flugzeug gehört demnach der Familie eines Schwiegersohnes von Ben Ali. Die französische Justiz hatte vor einer Woche erste Ermittlungen aufgenommen und versucht herauszufinden, welchen Besitz der langjährige tunesische Machthaber und seine Familie in Frankreich angehäuft haben.

Konten blockiert

Am Montag beschloss die Europäische Union, die Konten des gestürzten Präsidenten und seiner Frau Leila Trabelsi in der EU einzufrieren.

Auch der Bundesrat hatte bereits am 19. Januar beschlossen, allfällige Gelder Ben Alis und dessen Umfeld auf Schweizer Konten zu sperren. Bisher ist die Rede von blockierten Vermögenswerten in der Höhe von rund 13 Millionen Franken. Zudem gingen bei der Bundesanwaltschaft Meldungen zum Verdacht der Geldwäscherei ein.

Gegen Ben Ali und dessen Frau stellte die tunesische Justiz einen internationalen Haftbefehl aus, weil sie sich über Jahre auf Kosten ihrer Landsleute bereichert und einen Teil ihres Vermögens ins Ausland geschafft haben sollen.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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