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Lokführer des bei Fiesch verunfallten “Glacier Express” verurteilt

(Keystone-SDA) Der Lokomotivführer des im letzten Sommers bei Fiesch verunfallten “Glacier Express” ist zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen à 100 Franken auf zwei Jahre Bewährung verurteilt worden. Er wurde der fahrlässigen Tötung und der mehrfachen fahrlässigen schweren Körperverletzung schuldig gesprochen.

Dies teilte die Staatsanwaltschaft der Region Oberwallis am Montag in einem Communiqué mit. Zudem sprach ihn das Gericht der fahrlässigen Störung des Eisenbahnverkehrs schuldig. Neben der Geldstrafe erhielt der Lokführer zudem eine Busse von 500 Franken. Die Rekursfrist gegen die Verurteilung ist abgelaufen, so dass das Urteil rechtskräftig ist.

Unfallzug war zu schnell unterwegs

Der im Oberwallis verunfallte “Glacier Express” war am 23. Juli 2010 kurz vor Mittag mit ungefähr 210 Passagieren von Brig her in Richtung Bündnerland unterwegs, als sich im Goms zwischen Lax und Fiesch der Unfall ereignete.

Die Experten der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe des Bundes (UUS) kamen in ihrem Ende Januar 2011 publizierten Abschlussbericht zum Schluss, dass der Lokomotivführer des Unfallzuges zu früh beschleunigt hatte.

Der Zug war mit einer Geschwindigkeit von 56 km/h statt der erlaubten 35 km/h unterwegs gewesen. Als Folge davon entgleisten drei Waggons, wobei die beiden hintersten Wagen des Panoramazuges umkippten.

Japanerin verlor beim Unfall ihr Leben

Weitere Ursachen für den Unfall wie etwa Witterungseinflüsse, fehlerhaftes Rollmaterial oder Verwerfung des Geleises schlossen die UUS-Experten aus. Auch den aus Lokführerkreisen geäusserten Vorwürfen, sie stünden unter einem zu grossen Zeitdruck oder der Fahrplan sei zu dicht, ging die UUS nach. Diese Vorwürfe bestätigten sich jedoch laut Expertenbericht nicht.

Ebenso wenig liessen sich Gerüchte erhärten, es habe interne Anweisungen gegeben, die Lokführer sollten schneller als erlaubt fahren, um den Fahrplan einzuhalten.

Beim Eisenbahnunfall kam eine 64-jährige Japanerin aus Osaka ums Leben. Insgesamt wurden 40 Menschen verletzt und mussten sich in Spitalpflege begeben. Die meisten Opfer stammten aus Japan.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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