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Mediziner hat Erklärung für Michael Jacksons Stimmgewalt

(Keystone-SDA) Eine über drei Oktaven gehende Stimme gibt es nicht oft, schon gar nicht bei Männern – der französische Mediziner Alain Branchereau ist daher überzeugt, dass US-Popstar Michael Jackson ein Eunuch gewesen ist.

Er sei erst nach Jacksons Tod im Sommer 2009 richtig auf den Musiker aufmerksam geworden. Dabei habe er gemerkt, was für eine “ungewöhnliche Erscheinung” der Popstar gewesen sei, sagte Opernfan Branchereau, der die Recherchen in einem Buch zusammengefasst hat. Für ihn stehe zweifellos fest, dass Jackson in seiner Jugend chemisch kastriert worden sei, ohne es selbst gemerkt zu haben.

“Wir wissen, dass Michael Jackson mit zwölf Jahren an Akne gelitten hat, er hat selbst erzählt, was das für eine Tragödie war”, erläuterte der Gefässchirurg aus Marseille.

Auf Jugendfotos seien bei Jackson aber keine Pickel zu sehen – was den Arzt nicht wundert, denn damals sei in den USA gerade ein neues Medikament auf den Markt gekommen, das auf dem Wirkstoff Cyproteron beruht und den männlichen Sexualhormonen entgegenwirkt.

Die Behandlung mit Cyproteron unterdrücke die sexuelle Reifung und bei Jungen folglich den Stimmbruch, sagte der Arzt. Sie wirke sich auch auf die Behaarung und den Körperbau aus.

Keine Beweise

Jacksons schmale Figur mit den langen Gliedmassen und dem relativ breiten Brustkorb sei geradezu typisch dafür. “Er hat sein Leben lang den Kehlkopf eines Kindes im Körper eines Mannes gehabt”, ist der Mediziner überzeugt.

Branchereau wertete nach eigenen Worten rund 20 Bücher aus, sprach mit Hautärzten, Urologen, Schönheitschirurgen sowie Stimmwissenschaftern und verglich Fotos von Jackson.

Dabei stellte er unter anderem fest, dass der Musiker offenbar nie in den Stimmbruch gekommen sei, sonst hätte er ein oder zwei Jahre lang nicht singen können – “aber Michael Jackson hat nie mit dem Singen aufgehört”, betonte der Arzt.

Auf seine These sei er aber vor allem wegen Jacksons aussergewöhnlicher Stimme gekommen, sagte Branchereau. Er habe bei seinen Recherchen keine einzige weitere Männerstimme gefunden, die sich über drei Oktaven erstreckt habe. Beweisen könne er seine These nicht, gab der Mediziner zu – “es sei denn, aus Jacksons Umfeld redet jemand”.

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