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Mehrheit der Club-Besucher wünscht sich leisere Musik

(Keystone-SDA) Die Lautstärke in Clubs kann langfristig nicht nur das Gehör der Besucher schädigen, sie wird von der Mehrheit der Partygänger auch als zu hoch eingestuft. Dies zeigt eine Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Das BAG und die Suva haben am Montag zum Internationalen Tag gegen Lärm (24. April) die Clubs aufgefordert, die Schallpegel auf ein akzeptables Mass zu senken. Die Umfrage zeige, dass die Mehrheit nicht nach einer hohen Lautstärke verlange.

Gemäss der vom Forschungsinstitut gfs.bern bei 2005 Personen durchgeführten Umfrage ist es fast zwei Dritteln der Club- und Disco-Besuchern in den Lokalen zu laut. Von den unter 25-Jährigen wünschen sich 40 Prozent leisere Töne, bei den regelmässigen Partygästen 46 Prozent.

Nie von Gehörschutz gehört

Für Veranstaltungen mit künstlich verstärktem Schall gilt ein Grenzwert von 100 Dezibel. Das Gehör sollte aber nicht mehr als einmal pro Woche und nicht länger als drei Stunden dieser Lautstärke ausgesetzt werden.

In lauten Clubs und an Konzerten müssen Gehörschütze abgegeben werden. 39 Prozent der Club-Besucher gaben in der Umfrage an, noch nie ein entsprechendes Angebot bemerkt zu haben. Konzertorganisatoren kommen ihren Pflichten offenbar besser nach.

Gemäss der Umfrage sind es vor allem die 15- bis 25-Jährigen, die oft laute Musik hören. 56 Prozent dieser Altersklasse besuchen mindestens monatlich einen lauten Club und 17 Prozent ein lautes Konzert. 53 Prozent hören mindestens ein Mal pro Monat (25 Prozent täglich, 22 Prozent wöchentlich) Musik über den Kopfhörer.

Vorübergehende Hörprobleme stehen gemäss der Umfrage am häufigsten in Zusammenhang mit lauter Musik. Doch auch Spätfolgen sind möglich. Eine jahrelange hohe Belastung des Gehörs könne zusammen mit der altersbedingten Abnahme des Hörvermögens zu Problemen führen, schreibt das Bundesamt für Gesundheit.

Gefährlich laut im Hobby-Raum

Nicht nur junge Menschen belasten in der Freizeit das Gehör. Rund die Hälfte der Bevölkerung befindet sich ausserhalb der Arbeit mindestens einmal pro Monat in einer lauten Situation, schreibt das BAG.

Diejenigen, die älter als 25 sind, setzen sich weniger lauter Musik aus als die Jüngern. Dafür belasten sie ihr Gehör vermehrt zu Hause. Von den 26- bis 40-Jährigen führen 24 Prozent mindestens einmal monatlich eine laute Haushalts- und 21 Prozent eine laute Handwerksarbeit aus.

Neben diesen meist regelmässig auftretenden Belastungen setzen sich die Schweizer auch sporadisch lauten Situationen aus. Dazu gehören etwa Feuerwerke, die Fasnacht oder Sportanlässe.

Eine Million leidet an einem Tinnitus

Die Umfrage zeigt ferner, dass die Mehrheit der Bevölkerung gut hört, jede achte Person leidet aktuell aber seit Monaten an einem Tinnitus. Davon betroffen sind vor allem ältere Männer. Einen Tinnitus, der weniger als drei Monate dauerte, sowie ein vorübergehend vertäubtes Gehör sind dagegen vor allem Probleme der unter 35-Jährigen.

Über die Hälfte derjenigen, die in den letzten fünf Jahren ein dumpfes Gefühl in den Ohren festgestellt haben, führt dies auf laute Musik zurück. Beim vorübergehenden Tinnitus wird derselbe Grund von knapp einem Drittel der Betroffenen genannt.

Beim chronischen Tinnitus, der vor allem Ältere betrifft, werden von den Betroffenen gesundheitliche Probleme, Stress und Lärm als Ursache vermutet. Zehn Prozent nennen den Militärdienst.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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