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Militärpolizei zieht nicht zurückgegebene Dienstwaffen ein

(Keystone-SDA) Nach einem Tötungsdelikt an einem Polizisten in Schafhausen BE hat die Armee angekündigt, ausgemusterte Armeeangehörige konsequenter zu entwaffnen. Ab Freitag zieht nun die Militärpolizei in 188 Fällen Waffen und Schutzmasken ein.

Zur “Vermeidung von Risiken” rückt die Militärpolizei aber erst nach Rücksprache mit den kantonalen Polizeibehörden aus, wie die Armee am Donnerstag mitteilte. Kommt die Militärpolizei nicht zum Ziel, wird beim Oberauditorat der Armee ein Verfahren gegen die Betroffenen eingeleitet.

Nachdem bei einem Einsatz in Schafhausen BE ein Polizist durch eine Armeewaffe getötet worden war, überprüfte die Armee laut Communiqué 530 Dossiers, die sich seit 2006 im sogenannten “Abrüstungsverfahren” befinden.

Die Beurteilung dieser Fälle durch den militärärztlichen Dienst ergab, dass in 188 Fällen “die Rücknahme der Waffen dringend angezeigt” sei. Diese Dossiers wurden nun der Militärpolizei übergeben. Den Betroffenen soll bis Ende Jahr ihre Militärausrüstung weggenommen werden.

Nicht-Entwaffnung bleibt unklar

Zudem prüft die Armee bei allen Untauglichkeitsentscheiden der letzten zehn Jahre, ob die Betroffenen tatsächlich entwaffnet wurden. Dies betrifft rund 5000 Dossiers pro Jahr.

In einer ersten Phase werden die Dossiers der Jahre 2006 bis 2011 bearbeitet und “wo nötig in den ordentlichen Abrüstungsprozess integriert”. Anschliessend ist vorgesehen, sämtliche Dossiers bis zurück ins Jahr 2001 zu kontrollieren.

Aufgrund der “heute noch vorhandenen Dokumente” lasse sich nicht mehr nachvollziehen, weshalb der mutmassliche Täter von Schafhausen nicht entwaffnet wurde, schreibt die Armee. Der Mann wurde im Juni 2007 aus medizinischen Gründen untauglich erklärt und per Ende 2007 aus der Wehrpflicht entlassen.

Das Drama spielte sich am 24. Mai in Schafhausen im Emmental ab. Ein 39-jähriger Polizist wurde erschossen, als er für eine Zwangsräumung eine Wohnungstür öffnen wollte. Sein Kollege erlitt Verletzungen am Oberarm. Der 35-jährige Wohnungsmieter hatte mit einer Dienstwaffe auf die Polizisten geschossen.

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