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Mladic wird am Freitag dem Tribunal vorgeführt

(Keystone-SDA) Nach seiner Überstellung nach Den Haag soll der mutmassliche serbische Kriegsverbrecher Ratko Mladic am Freitag erstmals vor dem UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien erscheinen. Das kündigte die Anklagebehörde am Mittwoch in Den Haag an.

Chefankläger Serge Brammertz misst dem Prozess besondere Bedeutung zu, weil Mladic “die mächtigste Figur in Bosnien-Herzegowina war”. “Mladic war der höchste Militär während des Krieges”, sagte Brammertz am Mittwoch vor den Medien in Den Haag.

Der 69-jährige Ex-General war nach fast 16-jähriger Flucht am vergangenen Donnerstag in Serbien gefasst und am Dienstag an das Tribunal ausgeliefert worden. Er und der politische Serbenführer Radovan Karadzic, dessen Prozess bereits seit eineinhalb Jahren läuft, seien die “Hauptverantwortlichen” für die schwersten Kriegsverbrechen in Europa seit 1945, sagte der Ankläger weiter.

Dazu zählten die so genannten ethnischen Säuberungen, also die Vertreibung von Muslimen und Kroaten, der dreijährige Beschuss von Sarajevo, der Völkermord in Srebrenica mit rund 8000 Toten und die Geiselnahme von UNO-Blauhelmen während des Bosnien-Kriegs (1992-1995). Mladic werde ein “faires Verfahren” bekommen, in dem er alle seine Verteidigungsrechte wahrnehmen könne, sagte Brammertz.

Mladic offenbar kooperativ

Der Prozessauftakt gegen Mladic hänge davon ab, wie viel Zeit dieser zur Vorbereitung seiner Verteidigung benötige, sagte der Chefankläger der Belgrader Zeitung “Novosti”. Die Anklage sei bereit, sofort in den Prozess einzusteigen. Sie habe ihr Beweismaterial schon längst zusammengetragen, weil “wir das schon oft in anderen Prozessen genutzt haben”.

Am Freitag um 10 Uhr wird Mladic vor Gericht die Anklage präsentiert; anschliessend muss er auf schuldig oder nicht schuldig plädieren. Lehnt er dies ab, muss er nach 30 Tagen erneut zu den Anklagepunkten Stellung nehmen.

Insgesamt umfasst die Anklage laut Brammertz zweifachen Völkermord sowie fünf mutmassliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit und vier Kriegsverbrechen. Über seinen Sohn Darko Mladic hatte der Ex-General ren lassen, er habe “nichts zu tun” mit dem Massaker von Srebrenica.

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