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Murdoch-E-Mails bringen Camerons Regierung in Bedrängnis

(Keystone-SDA) Nach einer überraschenden Wende bei der Untersuchung der Affäre um Medienmogul Rupert Murdoch ist die britische Regierung von Premierminister David Cameron unter Druck geraten. Vor dem richterlichen Untersuchungsausschuss wurden am Dienstag neue E-Mail-Kontakte zwischen dem Konzern und Regierungsmitgliedern bekannt.

Demnach sollen Murdoch-Mitarbeiter mit Kulturminister Jeremy Hunt Kontakt aufgenommen haben, noch ehe dieser für die Angelegenheit zuständig war. Es ging um die Übernahme Murdochs der restlichen Anteile des Fernsehkonzerns BSkyB – einen Milliardendeal. Wenig später entband Cameron den bisher für Medien zuständigen Wirtschaftsminister Vince Cable von der Aufgabe und übertrug sie Hunt.

Auch Cameron selbst geriet wieder mehr in die Kritik. Ein Abendessen am 23. Dezember 2010 mit James Murdoch fand im Haus der inzwischen wegen der Abhöraffäre zurückgetretenen Verlagschefin Rebekah Brooks stattgefunden. Cameron hatte sich bis dato geweigert, den Ort des Dinners zu nennen.

Die stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Harriet Harman, rief Hunt umgehend zum Rücktritt auf. Sein Umgang mit der Angelegenheit bleibe weit hinter dem zurück, was man von ihm erwarten dürfe.

Premierminister David Cameron stellte sich hinter seinen Minister, der auch für Sport und damit die Ausrichtung der Olympischen Spiele in London zuständig ist.

James Murdoch will nicht gewusst haben

Derweil beteuerte Rupert Murdochs Sohn James, vom Ausmass der illegalen Recherchemethoden bei der Zeitung “News of the World” nichts gewusst zu haben. Es sei ihm glaubhaft versichert worden, dass sämtliche journalistische Standards eingehalten würden, sagte der 39-Jährige vor dem Ausschuss.

Für juristische und ethische Fragen sei vor allem der Chefredaktor verantwortlich gewesen. Er habe sich nicht eingemischt, “was in die Zeitung kommt”, sagte Murdoch junior, der seinerzeit Topmanager im Medienimperium seines Vaters war.

James und sein Vater Rupert hatten vergangenes Jahr bereits vor einem Ausschuss des Parlamentes ausgesagt und dabei ebenfalls abgestritten, über das Ausmass der Bespitzelung Bescheid gewusst zu haben.

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