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Mutmasslicher Tierquäler wird vorläufig nicht auf seinen Hof zurückkehren

Das Tierhalteverbot gegen den Pferdehändler von Hefenhofen wird in die Tat umgesetzt: Alle Tiere werden beschlagnahmt. Die ersten Pferde haben die Stallungen verlassen und werden abtransportiert. KEYSTONE/ENNIO LEANZA sda-ats

(Keystone-SDA) Der mutmassliche Tierquäler von Hefenhofen TG kehrt vorläufig nicht auf seinen Hof zurück. Der Amtsarzt hat eine fürsorgerische Unterbringung für den Pferdehändler angeordnet. Die Beschlagnahmung der Tiere ist inzwischen fast abgeschlossen.

Der Tierhalter war am Montagnachmittag von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, um die mit der Evakuierung der Tiere betrauten Personen nicht zu gefährden. “Der Mann wurde befragt und ärztlich untersucht”, sagte Andy Theler, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Der Amtsarzt habe eine Fürsorgerische Unterbringung angeordnet. Diese Zwangsmassnahme gilt für maximal sechs Wochen. Auf dem Hof befänden sich noch Angehörige des Pferdehändlers.

Die Polizei und die Armee haben am Dienstagmorgen im Auftrag des Thurgauer Veterinäramtes mit dem Abtransport der rund 300 Tiere begonnen. Die rund 90 Pferde werden ins Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere nach Schönbühl BE gebracht.

Keine Sofortmassnahmen nötig

Eine erste Kontrolle der Tiere vor dem Abtransport hat ergeben, dass alle Pferde transportfähig sind und somit keine Sofortmassnahmen ergriffen werden mussten. “Der Zustand der Pferde ist nicht befriedigend”, sagte Kantonstierarzt Paul Witzig. Die Tiere seien ungepflegt und zeigten Mangelerscheinungen. Aber keines der Pferde müsse akut leiden. Am späten Nachmittag sollte die Aktion abgeschlossen sein.

Während der Unterbringung werde die angemessene Pflege und tierärztliche Betreuung sichergestellt. Anschliessend werde über den Verbleib der Tiere entschieden. “Für die Pferde haben wir in den vergangenen Tagen unzählige Angebote für Plätze erhalten”, erklärte der Leiter des Thurgauer Veterinäramtes.

Die restlichen Tiere – rund 100 Schweine, 50 Rinder, ein Dutzend Schafe, drei Ziegen und einige Lamas – wurden am Dienstagmorgen unter Beizug von Tierhändlern evakuiert. Für die Nutztiere würden geeignete Viehhändler gesucht und für die Lamas ein spezialisierter Betrieb. Zwei Schweine und ein Kalb seien nicht mehr transportfähig gewesen und hätten getötet werden müssen, sagte Witzig.

Tierhalteverbot ausgesprochen

Zum vorbestraften Tierhalter werden die Tiere nicht zurückkehren. Am Montag hat das Veterinäramt für den 49-jährigen Schweizer ein sofortiges Tierhalteverbot ausgesprochen. Ausgelöst wurde das Verbot durch einen “Blick”-Artikel.

In der vergangenen Woche war publik geworden, dass auf dem Hof des Mannes in Hefenhofen in den letzten Monaten mehrere Pferde verendet waren. Weitere Tiere waren abgemagert und mussten verschimmeltes Brot fressen, wie eine Frau, die seit Jahren auf dem Hof verkehrt, mit Fotos dokumentierte.

Die am vergangenen Freitag in dem Fall eingesetzte Task Force beschloss am Montag, so rasch als möglich einzuschreiten. Die Tiere werden beschlagnahmt, vom Hof geholt und an einen sicheren Ort gebracht. Dem vorbestraften Tierhalter wurde eine superprovisorische Verfügung ausgehändigt.

Tierschützer kritisieren Veterinäramt

Der Thurgauische Tierschutzverband kämpft seit mehreren Jahrzehnten gegen Verstösse gegen das Tierschutzgesetz. “Der Fall Hefenhofen ist kein Einzelfall”, sagt Vereinspräsident Reinhold Zepf auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Im Kanton Thurgau würden Tierhalteverbote nicht konsequent durchgesetzt.

Der Tierschutzverband kündigte an, eine Volksinitiative zu lancieren, damit die “Missstände im Veterinäramt” beseitigt werden. “Wir prüfen, welche gesetzliche Möglichkeiten es gibt”, so Zepf.

Der zuständige Regierungsrat Walter Schönholzer wehrt sich gegen die Vorwürfe im Fall Hefenhofen. “Wir waren alles andere als untätig”, sagte er am Montag vor den Medien. In den letzten neun Monaten hätten auf dem Betrieb diverse Kontrollen stattgefunden.

Ohne polizeilichen Schutz sei indessen niemand mehr auf den Hof geschickt worden. Bei Kontrollen seien Mitarbeiter des Veterinäramts, vor allem der Kantonstierarzt Paul Witzig, immer wieder massiv beschimpft, behindert und bedroht worden, sagte Schönholzer.

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