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Mutmasslicher Wikileaks-Informant in anderes Gefängnis verlegt

(Keystone-SDA) Nach heftiger Kritik an seinen Haftbedingungen hat das US-Militär den mutmasslichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning in ein anderes Gefängnis verlegt.

Manning sei von der Armeebasis in Quantico im Bundesstaat Virginia auf den Stützpunkt Fort Leavenworth in Kansas gebracht worden, erklärte das Pentagon.

Menschenrechtler hatten die Einzelhaft-Bedingungen des 23-jährigen Gefreiten in Quantico scharf kritisiert. Seine Zelle durfte Manning nur eine Stunde am Tag verlassen, abgeschirmt von den anderen Gefangenen. Ausserdem wurde er gezwungen, nackt zu schlafen.

In Fort Leavenworth werde Manning nun Besucher empfangen dürfen und Kontakt zu anderen Häftlingen haben, erklärte das Pentagon. Zugleich betonte das Ministerium, dass mit den Haftumständen in Quantico “keine rechtlichen Standards” verletzt worden seien.

Die neue Haftanstalt sei aber “angemessener” für längere Gefängnisaufenthalte. In Fort Leavenworth soll den Angaben zufolge zunächst der psychische Zustand Mannings überprüft werden.

Weitere Isolierung befürchtet

Dagegen warnten Manning-Unterstützer vor einer weiteren Isolierung des Soldaten. Die Verlegung schränke die Besuchsmöglichkeiten seiner an der Ostküste lebenden Familie sowie den Kontakt zu seinem Anwalt ein, sagte Kevin Zeese, Mitglied der Unterstützergruppe.

Kritik an den Haftbedingungen Mannings hatten bereits zum Rücktritt des Sprechers des US-Aussenministeriums, Philip Crowley, geführt. Dieser hatte Mannings Behandlung “lächerlich” und “dumm” genannt.

Die US-Armee verdächtigt Manning, der früher im Irak stationiert war, geheime Dokumente unter anderem über die Kriege im Irak und in Afghanistan an das Internet-Enthüllungsportal Wikileaks weitergegeben zu haben.

Anfang März erweiterte das US-Militär die Anklageschrift gegen Manning. Am schwersten wiegt der Vorwurf der “Unterstützung des Feindes”, auf den die Todesstrafe steht. Die Militär-Staatsanwaltschaft kündigte jedoch an, dass sie lebenslange Haft für den Soldaten fordern werde.

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