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NATO erhöht militärischen Druck auf Gaddafi

(Keystone-SDA) Die NATO hat mit vermehrten Angriffen auf Tripolis den Druck auf Machthaber Muammar al-Gaddafi erhöht. Zugleich bereitete das Bündnis den Einsatz britischer Kampfhelikopter vor, um die libyschen Bodentruppen gezielter angreifen zu können.

In der Nacht zum Samstag zerstörten NATO-Jets mit Präzisionswaffen nach Angaben eines britischen Militärsprechers Wachtürme des Gaddafi-Stützpunkts Bab al-Asisijah. Wenig später flog die Allianz auch bei Tage einen Luftangriff auf die Hauptstadt, was bislang selten vorkam. Ziel sei eine Fahrzeughalle “etwa 600 bis 800 Meter östlich von Gaddafis so genannten privatem Zeltgelände” gewesen, hiess es.

Die NATO hatte zuvor bereits vier Nächte hintereinander Tripolis angegriffen. Ausserdem attackierte sie zum Wochenende Berichten des libyschen Staatsfernsehens zufolge auch Misda im Süden an. Dabei seien Menschen zu Schaden gekommen.

Tripolis ist eine Hochburg Gaddafis, der seit Monaten versucht, einen Aufstand gegen seine 41-jährige Herrschaft gewaltsam niederzuschlagen. Die NATO unterstützt mit ihren Luftschlägen faktisch die Rebellen. Der Einsatz von Kampfhelikoptern soll diesen zusätzliche Vorteile verschaffen.

Der britische Verteidigungsminister Liam Cox räumte am Sonntag in einem BBC-Interview zwar ein, dass dies ein erhöhtes Risiko darstelle. “Sie fliegen tiefer als Jets und natürlich langsamer.”

Widerstand braucht auch Geld

Den libyschen Rebellen geht offenbar das Geld aus. Der Finanzminister der Regimegegner, Ali Tarhuni, beklagte, die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland bleibe aus. Viele Länder hätte ihre Hilfszusagen nicht eingehalten und hofften stattdessen auf lukrative Geschäfte mit dem ölreichen Land.

Flucht nach Lampedusa

Auf der kleinen italienischen Insel Lampedusa sind nach Angaben der Küstenwache am Wochenende mehr als 1000 überwiegend aus Libyen kommende Flüchtlinge gelandet.

Am Samstag wurden südlich von Lampedusa 609 Menschen von Schnellbooten aus Seenot gerettet. Eine weitere Rettungsaktion galt demnach 138 Flüchtlingen.

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