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Neue Vorwürfe gegen Pakistan – Videos von Bin Laden veröffentlicht

(Keystone-SDA) Die USA haben am Samstag mehrere Videos veröffentlicht, die während des Kommandoeinsatzes gegen Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan beschlagnahmt wurden. In einem der Videos war ein graubärtiger Bin Laden zu sehen, wie er sich selbst auf einem Fernsehbildschirm betrachtet.

Der Al-Kaida-Chef sei bis zu seinem Tod “aktiv” gewesen und habe seiner Terrorgruppe aus seinem Versteck in Abbottabad Anweisungen erteilt, sagte ein ranghoher US-Geheimdienstvertreter.

Das dort beschlagnahmte Material sei der “wichtigste” Fund an Terror-Videos aller Zeiten. Bin Laden war in der Nacht zum Montag von einem US-Sonderkommando in Pakistan aufgespürt und getötet worden.

Pakistan unter Druck

Derweil geriet der Geheimdienst Pakistans schwer unter Druck: Vor seinem Tod lebte bin Laden knapp siebeneinhalb Jahre unbehelligt und unerkannt in Pakistan. Die US-Regierung will nun eine Erklärung aus Islamabad, da sie eine Verstrickung des pakistanischen Geheimdienstes vermutet.

In ersten Verhören sagte Bin Ladens Witwe Amal al-Sadah aus, der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida habe bei der US-Invasion Afghanistans im Oktober 2001 das Höhlensystem in den Tora Bora-Bergen verlassen und sich bis 2003 im Gebirge im Grenzgebiet zu Pakistan versteckt.

Danach sei er in das pakistanische Dorf Chak Shah Mohammad im Bezirk Haripur “umgezogen”, ehe er mit seiner Familie im Jahr 2005 in das etwa 40 Kilometer entfernte Haus in Abbottabad umzog, in dem er vor wenigen Tagen von einem US-Kommandotrupp getötet wurde. Das berichteten am Samstag übereinstimmend die “New York Times” und die pakistanische “Dawn”.

“Man stelle sich vor, dieser Typ hat fast siebeneinhalb Jahre in Haripur und Abbottabad gelebt, und wir alle – Amerikaner und Pakistaner – haben ihn an der falschen Stelle gesucht”, zitierte die “Dawn” einen namentlich nicht genannten Vertreter der pakistanischen Sicherheitskräfte, der am Verhör der Witwe Bin Ladens beteiligt war.

Einsatzkräfte geehrt

US-Präsident Barack Obama gratulierte am Freitagabend den am Einsatz beteiligten Elitekämpfern der Navy-SEALs persönlich. “Ihr habt einen tollen Job gemacht”, sagte Obama auf dem Militärstützpunkt Fort Campbell (US-Staat Kentucky).

Die US-Regierung forderte unterdessen die pakistanischen Behörden auf, Namen von Topagenten ihres Geheimdienstes ISI preiszugeben. Die US-Ermittler argwöhnen, dass pakistanische Agenten lange vom Aufenthalt Bin Ladens in Abbottabad wussten oder ihn gar gedeckt haben. Die pakistanische Regierung und die Armee streiten dies ab.

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