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Piccards Solarflieger überfliegt Indien und landet in Varanasi

(Keystone-SDA) Nach über 14 Stunden Flugdauer ist das Solarflugzeug “Solar Impulse 2” am Mittwoch in der nordindischen Stadt Varanasi gelandet. Die vom Waadtländer André Borschberg geflogene Maschine legte bei ihrer dritten Etappe gut 1000 Kilometer zurück.

Abflug war um 7.18 Uhr Ortszeit in Ahmedabad im Nordwesten Indiens. Der Start hatte sich wegen zahlreicher Zoll- und Abfertigungsproblemen um mehrere Stunden verzögert.

An den Verzögerungen seien die indischen Behörden Schuld, sagte Bertrand Piccard gegenüber lokalen Medien. “Seit fünf Tagen versuchten wir, alle Stempel und Papiere zusammenzubekommen. Aber jeden Tag sagten sie: morgen.”

Schliesslich konnte der Sonnenflieger aber abheben und den Subkontinent zu einem guten Teil überfliegen. Ziel der dritten von insgesamt zwölf Etappen war die am Ganges gelegene heilige Stadt Varanasi (oder Benares).

Bürokratie steht Abenteuertum im Weg

Während Borschberg durch die Lüfte gleitete musste sich sein Projektpartner Piccard am Boden nochmals durch den indischen Behördendschungel schlagen. Piccard sass in Ahmedabad am Flughafen fest, weil ihn die Beamten mit seinem Ausweis nicht weiterreisen liessen.

Damit sei die ganze Mission gefährdet, da Piccard in Varanasi in den Einsitzer klettern wollte, erklärte das Team. “Wir sind besorgt”, twitterten sie. Erst nach stundenlangem Warten im Terminal durften Piccard und seine Helfer die Kontrollen passieren.

Ein Beamter am Flughafen erklärte, Piccard habe nach der Willkommenszeremonie nicht die nötigen Abfertigungen durchlaufen. Das habe zu Komplikationen geführt, sagte der Mann, der anonym bleiben wollte.

Borschberg hatte sich schon vor Abflug über die “ausufernde Bürokratie” beschwert. Deswegen gebe es “auf der Welt keine Abenteuer mehr”.

Weiter nach Myanmar

Der Etappenort Varanasi ist eine für Hindus besonders heilige Stadt. Jedes Jahr pilgern Millionen Inder in die Tempelstadt, um an den Stufen des Ganges ins Wasser einzutauchen.

Viele alte Menschen machen sich auf ihre letzte Reise dorthin. Sie glauben, den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrechen zu können, wenn sie in Varanasi sterben. Unzählige Familien bringen die Asche der Verstorbenen nach Varanasi, um die letzten Überreste ins Wasser zu streuen.

Nach neun Stunden Zwischenhalt will das “Solar-Impulse-2”-Team die Maschine am Donnerstagmorgen wieder in den Himmel steigen lassen. Nächste Etappe soll Mandalay in Myanmar sein.

“Solar Impulse 2” fliegt ohne einen Tropfen Benzin. Mit Hilfe von Sonnenenergie und leistungsfähigen Batterien kann sie bis zu fünf Tage und Nächte in der Luft bleiben. Dies wird später auf der Reise auch nötig, wenn sie über den Pazifik und den Atlantik fliegt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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