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Polizei stürmt nach Blutbad mit 31 Toten Einkaufszentrum in Nairobi

(Keystone-SDA) Islamisten haben ein Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gestürmt und dort nach offiziellen Angaben mindestens 31 Menschen getötet. Die somalische Extremistengruppe al-Schabaab bekannte sich zu dem Anschlag.

Maskierte und bewaffnete Männer griffen die vor allem bei reichen Einheimischen und Ausländern beliebte Westgate Mall in der kenianischen Hauptstadt am Samstag an. Augenzeugen sprachen von einem Blutbad. Rund 60 Menschen wurden nach Angaben des Roten Kreuzes verletzt. Unter den Opfern befanden sich auch Kinder.

Die mit automatischen Waffen und Granaten ausgerüsteten Angreifer feuerten nach Angaben von Augenzeugen auf die Besucher, darunter Afrikaner, Inder und westliche Ausländer. Laut US-Aussenministerium gab es Hinweise, dass auch US-Bürger unter den Verletzten waren.

Aus Polizeikreisen verlautete, die Angreifer hätten mindestens sieben Geiseln in ihrer Gewalt. Am Abend gaben die Einsatzkräfte, darunter Eliteeinheiten der Armee, bekannt, dass die Angreifer in einem Stockwerk “isoliert” und “eingekreist” seien. Das übrige Gebäude werde “Geschäft für Geschäft” durchkämmt.

Schüsse in den Kopf

Augenzeugen schilderten schreckliche Szenen. “Die Angreifer wollten mir in den Kopf schiessen, aber sie haben mich verfehlt”, sagte Sudjar Singh der Nachrichtenagentur AFP. “Es gibt sehr viele Opfer, so viel ist sicher”.

Er habe “einen kleinen Jungen” gesehen, “der in einem Einkaufswagen herausgefahren wurde. Er war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt und bewegte sich nicht mehr”.

Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur dpa: “Sie warfen eine Granate. Sie zeigten uns arabische Schriften. Wenn man sie lesen konnte, war man gerettet. Wenn man sie nicht lesen konnte, erschossen sie einen.”

Rache für Einsatz in Somalia

Per Kurznachrichtendienst Twitter bekannten sich die islamistischen al-Schabaab-Milizen aus dem Nachbarland Somalia zum Angriff. Sie erklärten, Kenia wiederholt dazu aufgefordert zu haben, Truppen aus Somalia abzuziehen. “Die kenianische Regierung ignorierte unsere Warnungen und massakrierte weiter unschuldige Muslime in Somalia”, hiess es in der Twitter-Botschaft.

Kenianische Truppen waren vor zwei Jahren in das Nachbarland eingedrungen, um bei der Bekämpfung militanter Gruppen zu helfen. Seitdem gibt es auch Anschlagsdrohungen gegen Hotels und Nachtclubs in Kenia. Die Extremisten hatten auch explizit damit gedroht, die Westgate Shopping Mall anzugreifen.

Der für innere Sicherheit zuständige Staatssekretär Mutea Iringo sagte, die kenianische Regierung werde in diesem Krieg nicht nachgeben. Die Sicherheitsmassnahmen seien auch in anderen Einkaufszentren Nairobis verstärkt worden.

Ban Ki Moon besorgt

Das Westgate-Einkaufszentrum im Stadtteil Westlands wurde 2007 eröffnet. Es beherbergt nach Angaben der Betreiber mehr als 80 Geschäfte, ein Kino mit mehreren Sälen sowie ein Kasino. Auf der Internet-Homepage beschreibt es sich als “ruhigen und sicheren” Ort.

Das Zentrum ist ein beliebter Treffpunkt für wohlhabende Kenianer und im Land lebende Ausländer. Vor allen an Wochenenden ist es gut besucht. Mehrere Geschäfte sind in israelischer Hand.

Das Einkaufszentrum ist auch bei Mitarbeitern der Vereinten Nationen sehr beliebt – die UNO-Mission liegt ganz in der Nähe. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verfolge die Lage mit grosser Sorge, sagte sein Sprecher. Er habe auch mit Präsident Uhuru Kenyatta telefoniert.

Eine Sprecherin des US-Aussenministeriums verurteilte die Bluttat als “sinnlosen Akt der Gewalt”. Die Botschaft in Nairobi bemühe sich um Unterstützung, sagte Marie Harf. “Unser Mitgefühl gilt den Familien und Freunden aller Opfer.”

Der somalische Präsident Hassan Sheik Mohamud sprach der kenianischen Regierung sein Mitgefühl aus. “Wir in Somalia kennen den menschlichen Preis solcher Gewalt nur zu gut”, schrieb er in einer am Samstag in Mogadischu veröffentlichten Stellungnahme. “Diese herzlosen Taten gegen hilflose Zivilisten dürfen nicht hingenommen werden”. Somalia stehe “Schulter an Schulter” mit Kenia, versicherte er.

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