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Prominente chinesische Menschenrechtsanwälte freigelassen

(Keystone-SDA) In China sind zwei prominente Menschenrechtsanwälte auf freien Fuss gesetzt worden. Jiang Tianyong und Liu Xiaoyuan kehrten inzwischen zu ihren Familien nach Peking zurück.

Einer der beiden Anwälte, Liu, ist ein Freund des renommierten Künstlers Ai Weiwei, dessen überraschende Festnahme Anfang April international scharf verurteilt wurde.

Liu sagte am Mittwoch, er gehe davon aus, dass seine Festnahme vergangenen Donnerstag mit seinen Kontakten zu Ai zu tun haben könnte. Der Anwalt hatte Ai professionelle Hilfe angeboten. Liu sagte, er sei immer noch bereit, Ai juristischen Beistand zu leisten.

Während zwei Monaten verschwunden

Jiang war nach Angaben seiner Ehefrau zwei Monate lang verschwunden. Er habe abgenommen, sei aber guter Dinge, sagte seine Frau Jin. Mehr wolle sie zu den Umständen der Inhaftierung nicht sagen. Es sei nicht üblich, darüber zu sprechen, sagte sie.

Sie äusserte sich auch nicht dazu, ob der Anwalt, der für heikle Menschenrechtsprozesse bekannt ist, unter Hausarrest steht oder sich noch vor Gericht verantworten muss.

Jiang war am 19. Februar in Polizeigewahrsam genommen worden. Er war gemeinsam mit zahlreichen weiteren Anwälten und Dissidenten festgesetzt worden, nachdem es im Internet anonyme Aufrufe an Aktivisten gab, nach dem Vorbild der Massendemonstrationen in arabischen Ländern auch in China zu protestieren.

Menschenrechtsaktivisten zufolge wurden rund 50 Dissidenten festgenommen, viele von ihnen sind demnach noch in Gewahrsam und müssen mit juristischen Konsequenzen rechnen.

Die chinesische Regierung geht seit Februar aus Angst vor einem Überschwappen der Volksaufstände in vielen arabischen Ländern hart gegen Dissidenten, Kritiker und Menschenrechtsanwälte vor. Im Zuge dessen wurden offenbar auch Liu und Jiang sowie Ai festgenommen.

Von Ai, der in Kürze ein Atelier in Berlin eröffnen wollte, fehlt seit seiner Festnahme auf dem Flughafen in Peking jede Spur. China wirft ihm vor, Wirtschaftsdelikte begangen zu haben. Viele westliche Länder gehen davon aus, dass China mit dem Vorgehen die Meinungsfreiheit unterdrücken will.

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