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Proteste in Afghanistan gegen US-Koran-Verbrennung halten an

(Keystone-SDA) Die gewalttätigen Proteste in Afghanistan gegen eine Koran-Verbrennung in den USA vor knapp zwei Wochen haben auch am Samstag angehalten. Bei einer Demonstration im südlichen Kandahar wurden laut Ärzten zehn Menschen getötet und mehr als 80 verletzt.

Es habe “zehn Tote und 83 Verletzte” bei den Protesten in Kandahar gegeben, sagte der Leiter des grössten Krankenhauses der Stadt, Daud Farhad. Unter den Getöteten seien ein afghanischer Geheimdienstvertreter und ein Polizist. Ein Arzt des Krankenhauses sagte, die meisten Opfer seien durch Schüsse und Steine verletzt worden.

Die afghanischen Behörden hatten zunächst von neun Toten gesprochen. Demnach wurden bei den Protesten Regierungsgebäude und Privathäuser sowie eine Mädchenschule zerstört, die Demonstranten steckten zudem Fahrzeuge in Brand.

Mehrere tausend Menschen, beinahe ausschliesslich junge Männer, hatten sich am Samstagmorgen in Kandahar zu Protesten gegen die Koran-Verbrennung versammelt. Eine Gruppe wollte dabei zum UNO-Gebäude der Stadt marschieren. Die Demonstranten konnten aber von hunderten Polizisten, die Warnschüsse in die Luft abgaben, daran gehindert werden.

Einem AFP-Reporter zufolge riefen die jungen Muslime im Zentrum “Tod den USA” und “Tod für (Präsident Hamid) Karsai” sowie “Sie haben unseren Koran beleidigt”. In ganz Kandahar waren Schüsse zu hören, über mehreren Gebäuden stand Rauch.

Taliban als Anstifter verdächtigt

Ein Sprecher der Provinzbehörden sagte, die Demonstration habe friedlich begonnen, “Feinde des Volkes” hätten sich aber dann unter die Menge gemischt. Dieser Ausdruck wird häufig für die radikal-islamischen Taliban verwendet.

Bis zum Nachmittag entspannte sich die Lage, eine Gruppe von rund 800 Menschen hielt aber weiter den zentralen Platz der Stadt besetzt. Viele von ihnen hatten Stöcke bei sich.

Am Freitag hatte es bereits in Masar-i-Scharif eine Demonstration gegen die Koran-Verbrennung gegeben. Dabei wurde das UNO-Büro der Stadt attackiert, mindestens sieben UNO-Mitarbeiter starben.

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