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Razzia bei deutschen CS-Filialen könnte bis Freitag andauern

(Keystone-SDA) Düsseldorf – Die Durchsuchung der Filialen der Credit Suisse in Deutschland ist am Donnerstag fortgeführt worden. Laut dem zuständigen Düsseldorfer Staatsanwalt Johannes Mocken sollen am Ende “grosse Mengen” an Daten beschlagnahmt sein. Über Nacht wurden die Räume versiegelt.
Mocken sagte am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA, dass es für einzelne Standorte vermutlich sogar einen dritten Tag brauche. Die Durchsuchung der insgesamt dreizehn deutschen CS-Filialen begann zeitgleich am Mittwochmorgen. Im Einsatz stehen rund 150 Beamte.
Im Fokus der Razzia stehen CS-Mitarbeiter, die Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet haben sollen. “Noch haben wir zwar keine Namen von verdächtigten Bankangestellten”, sagte Mocken. Er sei aber zuversichtlich, dass solche gefunden würden. Denn: Die Banken seien gesetzlich verpflichtet, gewisse Daten aufzubewahren.
Für die Auswertung des beschlagnahmten Materials – vornehmlich elektronische Daten, aber auch Dokumente auf Papier – werden Mocken bis zu 40 Personen zur Verfügung stehen. Erste Ergebnisse erwartet er in mehreren Wochen. Die Auswertung wird zentral in Düsseldorf stattfinden.
Auslöser für die Durchsuchung der Filialen war eine vom Bundesland Nordrhein-Westfalen gekaufte CD mit gestohlenen Daten von Kunden der Grossbank Credit Suisse.
Keine Selbstanzeigen von Bankern
Nach dem Kauf der CD im Februar 2010 – die Schweiz hatte den Kauf heftig kritisiert -, stellten sich tausende von deutschen Steuerflüchtlingen der heimischen Justiz. Selbstanzeigen von Bankangestellten hingegen sind dem Düsseldorfer Staatsanwalt nicht bekannt.
Mocken schliesst nicht aus, dass auch gegen Schweizer CS-Angestellte Verfahren eröffnet werden. Wenn ein Schweizer in Deutschland deutschen Steuerzahlern geholfen hat, Geld vor dem Fiskus zu verstecken, “ist das vermutlich strafbar”. “Komplizierter” werde es, wenn von der Schweiz aus gehandelt wurde.
Die CS hatte am Mittwoch verlauten lassen, dass sie mit den deutschen Ermittlern zusammenarbeiten wolle. Bundesrat und Finanzminister Hans-Rudolf Merz wollte die Durchsuchungen nicht kommentieren.

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