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Revisionsaufsichtsbehörde warnt vor sinkender Qualität

(Keystone-SDA) Revisoren sollten sich vermehrt um eine kritische Grundhaltung bemühen. Dies fordert die Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) in ihrem Jahresbericht 2011. Sie warnt ausserdem vor sinkender Qualität bei den Prüfungen.

Die Standards zur Rechnungslegung und deren Prüfung werden immer komplexer und umfassender. Die Honorare für die Prüfungen aber sinken. Dies sei mit Risiken für die Qualität verbunden, sagte RAB-Direktor Frank Schneider am Donnerstag vor den Medien in Bern. Die Revisionsunternehmen versuchten nämlich, ihre Kosten zu reduzieren, indem sie etwa Arbeiten ins Ausland auslagerten.

Fehlende kritische Grundhaltung

Die RAB beaufsichtigt jene Revisionsunternehmen, die Publikumsgesellschaften prüfen dürfen. Insgesamt stellt sie der Branche ein gutes Zeugnis aus, übt aber auch Kritik.

Den Prüfern fehle oft die kritische Grundhaltung, heisst es im Jahresbericht. Nur wenn die Revisionsstelle die notwendige Standhaftigkeit gegenüber dem Management und dem Verwaltungsrat des geprüften Unternehmens aufweise, könne die Revision ihren Nutzen entfalten.

Die RAB sieht auch Mängel bei der Unabhängigkeit. So stellte sie 2011 in einem Fall fest, dass der leitende Revisor mit einer Kadermitarbeiterin aus der Finanzabteilung des geprüften Unternehmens verheiratet war. Die persönliche Beziehung wurde im Revisionsbericht nicht offengelegt.

Untersuchung im Fall Hildebrand

Die Frage der Unabhängigkeit stellt sich auch im Zusammenhang mit dem Prüfmandat der KPMG in der Affäre um den ehemaligen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand. Schneider bestätigte eine Meldung der “NZZ am Sonntag”, wonach die RAB in dieser Sache tätig wird.

Sie untersucht, ob der Prüfer der KPMG, der Hildebrands Konten unter die Lupe nahm, gegen gesetzliche Vorschriften der Unabhängigkeit verstossen hat. Dies könnte dazu führen, dass er seine Zulassung verliert.

Die Aufsichtsbehörde reagierte in diesem Fall auf “Hinweise von dritter Seite”, wie Schneider erklärte. Wird sie auf mögliche Missstände hingewiesen, geht die Behörde den Hinweisen nach. Seit letztem Jahr sind Meldungen auch anonym über die Website möglich.

Die drei grössten Revisionsunternehmen – Ernest&Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers – prüfen die meisten grossen Publikumsgesellschaften in der Schweiz. Gegenüber dem Vorjahr hat sich ihr Anteil sogar leicht erhöht.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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