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Ritalin-Abgabe an Schweizer Kinder steigt stetig

(Keystone-SDA) Die Bezüge von Medikamenten gegen die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben zwischen 2005 und 2008 deutlich zugenommen. 40 Prozent mehr Kinder erhielten ein solches Medikament.

Dies berichtet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem Bulletin vom Montag. Im Jahr 2008 bezogen zwischen 8 und 9 von 1000 Kindern bis zum Alter von 18 Jahren den Ritalin-Wirkstoff Methylphenidat, während es im Jahr 2005 noch 6 von 1000 Kindern waren. Fast viermal so viele Knaben wie Mädchen wurden gegen ADHS behandelt, eine Störung, die im Kindesalter entsteht.

Die Erhebung erfasste, welche Mengen dieser Medikamente über drei grosse Schweizer Krankenkassen – Groupe Mutuel, KPT und Visana – bezogen worden waren. Die Daten hat das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Auftrag des BAG anonymisiert ausgewertet.

Der Anteil der Kinder, die ADHS-Medikamente bezogen, nahm im Alter von sechs und zwölf Jahren zu und danach wieder ab, schreibt das BAG. Demnach erhielten im Jahr 2007 drei von 100 zwölfjährigen Knaben und knapp eins von 100 gleichaltrigen Mädchen Methylphenidat.

Bezogene Menge steigt

Die Studie bestätigte zudem den schon früher beobachteten Trend, dass die eingenommene Wirkstoffmenge zunimmt: Sie stieg in diesen vier Jahren um 9 Prozent von durchschnittlich fünf auf fünfeinhalb Gramm pro Jahr. Die Kinder nahmen das Medikament im Schnitt während 275 Tagen ein. Damit sei nur eine Minderheit Langzeitbezüger, schreibt das BAG.

In der Schweizer Bevölkerung leiden zwischen 2,6 und 10 Prozent der Kinder an ADHS, worunter ihre Sozialkontakte und Schulleistungen leiden. Somit werde nur ein Teil der Betroffenen mit Medikamenten behandelt, was mit den Behandlungsempfehlungen übereinstimme, schreibt das Amt.

Die Erfassungsmethode erlaubte es zudem festzustellen, wer die Medikamente verschrieben hatte. Zu drei Vierteln waren dies Kinderärzte, Allgemeinärzte und Kinderpsychiater. Auch Kliniken verschrieben die Mittel gelegentlich. 80 Prozent der Medikamente wurden in Apotheken abgeholt.

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