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Schwager von Spaniens König droht deutlich längere Haft

(Keystone-SDA) Dem Ehemann der spanischen Infantin Cristina droht eine deutliche Verlängerung seiner Haftstrafe: Im Berufungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für den früheren Handball-Nationalspieler Iñaki Urdangarín gefordert.

Der ehemalige Profisportler soll öffentliche Gelder veruntreut haben. Ein Gericht in Palma de Mallorca hatte den Schwager von König Felipe VI. im Februar zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis sowie einer Geldstrafe von 512’000 Euro verurteilt.

Urdangarín und sein damaliger Geschäftspartner Diego Torres sollen zwischen 2004 und 2006 sechs Millionen Euro Spendengelder für die Wohltätigkeitsorganisation Nóos veruntreut haben, deren Vorsitzender Urdangarín war. Die Stiftung hatte unter anderem von den Regierungen der Balearen und der Region Valencia rund sechs Millionen Euro für die Ausrichtung von Tagungen zu Sport und Tourismus erhalten, deren Kosten sie künstlich aufgeblasen hatte.

Urdangarín und fünf Mitangeklagte hatten das Urteil angefochten. Auch die Staatsanwaltschaft ging in Berufung. Sie kritisierte das Strafmass als zu milde. Die Staatsanwälte beim Obersten Gericht scheinen diese Auffassung zu teilen und forderten nun eine Verschärfung des Strafmasses.

Auf freiem Fuss

Das Oberste Gericht kann das Urteil aus der vorherigen Instanz bestätigen, für ungültig erklären, die Strafen verschärfen oder abmildern. Gegen seine Entscheidung ist keine Berufung mehr möglich. Urdangarín bleibt bis zu einem rechtskräftigen Urteil auf freiem Fuss.

Als die sogenannte Nóos-Affäre Ende 2011 öffentlich wurde, durchlebte Spanien gerade eine seiner schwersten Wirtschaftskrisen seit Jahrzehnten. Das Land stand unter Schock, das Vertrauen in das Königshaus sank rapide. Im Juni 2014 schliesslich dankte König Juan Carlos im Alter von 76 Jahren zugunsten seines Sohns Felipe VI. ab, um eine Erneuerung der Monarchie zu ermöglichen.

Seit der Aufdeckung des Skandals spielen Urdangarín und die einstmals beliebte Tochter des früheren Königs keine öffentliche Rolle mehr. Auch der Krönung Felipes blieben beide fern. Cristina war in dem Verfahren, einem der grössten Korruptionsprozesse der jüngeren spanischen Geschichte, vom Vorwurf der Beihilfe zum Steuerbetrug freigesprochen worden.

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