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Schwarze und Muslime am stärksten von Rassismus betroffen

(Keystone-SDA) Rassismus gegen Schwarze und Muslimfeindlichkeit haben im Jahr 2010 in der Schweiz zugenommen. 178 Fälle meldet das Beratungsnetz für Rassismusopfer, gegenüber 162 Fällen im Berichtsjahr 2009.

Die Dunkelziffer sei deutlich höher, die meisten Vorfälle blieben im Verborgenen, heisst es in dem Bericht “Rassismusvorfälle in der Beratungspraxis 2010”. Herausgeber sind die Eidg. Kommission gegen Rassismus und humanrights.ch. Ausgewertet wurden Daten von sieben Beratungsstellen, darunter Zürich, Bern, Schaffhausen und Biel.

Bei den im letzten Jahr registrierten Fällen kam es, sowohl gemäss Einschätzung der Betroffenen (81 Mal) als auch der Beratenden (72 Mal), sehr häufig zu rassistischen Diskriminierungen aufgrund von Ausländerfeindlichkeit. Der Diskriminierungsgrund war sehr häufig die Hautfarbe, 60 Mal laut Betroffenen, 55 Mal laut Beratenden.

Häufig (23 Mal) war auch Muslimfeindlichkeit ausschlaggebend für eine Diskriminierung. 14 Mal diagnostizierten beratende Personen einen Fall von Anti-Balkanismus.

Afrikaner und Mitteleuropäer

Die regionale Herkunft der diskriminierten Menschen ist bei 134 der 178 Fällen bekannt. Rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sind am häufigsten Menschen aus afrikanischen Regionen südlich der Sahara (42), aus Mitteleuropa (26) sowie aus Nordafrika (23). Ein beachtlicher Teil der Opfer ist schweizerischer Nationalität.

Dem grossen Teil dieser Menschen ist die (vermeintlich) fremde Herkunft auf den ersten Blick anzusehen. Die gemeldeten Fälle fanden weit häufiger in einem urbanen Umfeld als in ländlicheren Gebieten statt. Betroffene sowie Beschuldigte waren mehrheitlich männlich.

Rassismus bei der Polizei

Es wurden Diskriminierungen aus allen Lebensbereichen ausser Kirche und Werbung gemeldet. 25 Vorfälle ereigneten sich im öffentlichen Raum, 23 in der Arbeitswelt und 23 mit der Polizei. In 15 Fällen wurde die Polizei des antischwarzen Rassismus beschuldigt. Die Beratenden teilten 12 Mal diese Einschätzung.

Das Fazit des Berichts: Ein beachtlicher Anteil der Vorfälle stehe in Zusammenhang mit einer unterschwelligen, latenten, nicht näher definierten Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit, der Hautfarbe oder der muslimischen Religion – also mit Themen, die in der schweizerischen Öffentlichkeit stark präsent seien.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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