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Schweigeminute für Erdbebenopfer in Haiti

(Keystone-SDA) Port-au-Prince/New York – In Haiti hat am Mittwoch für kurze Zeit das Leben stillgestanden. In einer Schweigeminute gedachte das Karibikland um 16.53 Uhr (Ortszeit) der Menschen, die vor einem Jahr bei dem Erdbeben in Port-au-Prince und Umgebung ums Leben gekommen waren.
Anschliessend begannen in verschiedenen Teilen der Hauptstadt und in anderen Städten des Landes sogenannte “Feiern des Lebens” mit Musik und Tanz. Auch im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York erinnerte man sich der Beben-Opfer.
Viele Haitianer hatten vor der Schweigeminute in den Ruinen ihrer Kirchen gebetet und gesungen. Im Fernsehen wurde zum ersten Mal live auch eine religiöse Zeremonie des Voodoo-Kultes übertragen, die vom Obersten Priester Max Beauvoir angeführt wurde.
Zu Gast in Haiti ist auch der frühere amerikanische Präsident und UNO-Beauftragte für die Haiti-Hilfe, Bill Clinton. Er sagte, er sei zuversichtlich, dass die Hilfe in diesem Jahr in vollem Umfang einsetzen könne. Bisher seien nur rund 60 Prozent der für 2010 zugesagten Gelder eingetroffen.
Trauerzeremonie auch in New YorkMit 43 Schweigesekunden gedachte auch die UNO in New York der Opfer des Bebens – genau die Zeit, die das Beben dauerte. Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zuvor einen Kranz für die Toten niedergelegt.
Das Jahr 2010 sei auch für die Vereinten Nationen ein “Annus Horriblis”, ein “schreckliches Jahr” gewesen, sagte Ban. Das Unglück war der grösste Verlust, den die Vereinten Nationen in ihrer 65-jährigen Geschichte zu verzeichnen hatten.
An dem Januartag starben 102 UNO-Mitarbeiter, unter ihnen ihr Chef Hédi Annabi. Mit dem tunesischen Spitzendiplomaten kamen auch sein Stellvertreter Luiz Carlos da Costa und UNO-Polizeichef Doug Coates ums Leben. 14 weitere UNO-Mitarbeiter starben in den zwölf Monaten danach bei Unruhen in dem zu den ärmsten Ländern der Welt gehörenden Staat.
Offizielle Opferzahl erhöhtDie haitianische Regierung hat die Zahl der Todesopfer deutlich nach oben revidiert. Bei dem Beben seien mehr als 316’000 Menschen ums Leben gekommen, erklärte Ministerpräsident Jean-Max Bellerive.
Bislang hatten die Behörden des Landes von 250’000 Toten gesprochen. Bei einer Trauerfeier in der Hauptstadt Port-au-Prince wurde den Opfern der Naturkatastrophe gedacht.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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