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Schweiz verliert gegen Kanada mit 2:3

(Keystone-SDA) Dem Eishockey-Nationalteam gelingt in Biel der Saisonstart nur 26 Minuten lang nach Wunsch. Nach dem Führungstreffer brechen die Schweizer aber ein. Kanada setzte sich mit 3:2 durch.

Die vorentscheidenden Szenen spielten sich im zweiten Abschnitt nach dem ersten Schweizer Goal ab. Michael Fora, der 22-jährige Captain des HC Ambri-Piotta, hatte die Schweiz mit seinem ersten Goal im dritten Länderspiel verdientermassen in Führung geschossen. Erstaunlicherweise führte dieses Tor aber zu einem Bruch im Schweizer Spiel. Fortan (und bis zum turbulenten Finish) gelang nicht mehr viel. Innerhalb von acht Minuten machten die Kanadier aus dem 0:1-Rückstand eine 3:1-Führung.

In dieser Phase brachen die Schweizer ein. Die defensive Ordnung und Organisation, die Nationalcoach Patrick Fischer ab dem ersten Saisonspiel sehen wollte, wurden über Bord geworfen. Es hätte in diesen Momenten sogar noch mehr Gegentore absetzen können. Die Schweizer kassierten drei Strafen hintereinander. Félicien Du Bois, ein Routinier in der Abwehr, verlor beim Stand von 0:0 als hinterster Mann den Puck an einen kanadischen Angreifer. Goalie Jonas Hiller rettete. Und beim Skore von 1:1 rettete Hiller nochmals magistral mit dem Fanghandschuh im allerletzten Moment gegen Wojtek Wolski.

Aber auch Hiller durfte am Ende nicht zufrieden sein. Beim 1:1-Ausgleich liess er einen Weitschuss nach vorne abprallen, direkt auf den Stock von Gilbert Brulé. Und auch dem dritten Gegentreffer (durch Matt Ellison) ging ein Abpraller nach vorne voraus, wobei sich bei dieser Szene aber auch die beiden Schweizer Backs übertölpeln liessen.

Der Leistungsabfall nach dem Führungstor sorgte für Ernüchterung und entschied dieses erste Länderspiel der Saison. Zuvor zeigte das Schweizer Team aber während 26 Minuten eine sehr starke Leistung. Bis zum 1:0 kamen die Schweizer fast zu doppelt so viele Torschüssen wie die Kanadier. Schon im ersten Abschnitt boten sich Gregory Sciaroni (11.) und dem Debütanten Sven Ryser (18.) gute Chancen zur Führung. Und zu Beginn des zweiten Abschnitts standen Gregory Hofmann (der einen Schuss von Andres Ambühl abfälschte/21.) und zweimal Cody Almond (22./26.) dem 1:0 sehr nahe. Ben Scrivens, vor zwei Jahren Nummer-1-Torhüter der Edmonton Oilers in der NHL, hielt sein Team im Spiel (26 Paraden).

In den ersten 26 Minuten der Partie und dem begeisternden Finish demonstrierte das Schweizer Team indessen, dass der Traum von einer Olympia- oder WM-Medaille keine Seifenblase sein muss, die früher oder später platzt. Das Eishockey-Nationalteam geniesst in der Öffentlichkeit auch wieder mehr Kredit. 5467 Zuschauer kamen in die Bieler Arena – markant mehr als an den letzten acht Länderspielen in den letzten 15 Jahren im Seeland. Im Finish trieben die Fans die Schweizer nach vorne. Romain Loeffel gelang mit dem zweiten Schweizer Verteidigertor des Abends 119 Sekunden vor Schluss der Anschlusstreffer. Und obwohl in den Schlusssekunden in Unterzahl, erspielten sich die Schweizer tatsächlich noch zwei Ausgleichschancen.

Die Partie zeigte aber auch auf, dass die Schweizer gegen die stärksten Gegner vorerst in der Aussenseiterrolle bleiben – ob mit oder ohne NHL-Akteure. Gegen Kanada gingen vier der letzten fünf Länderspiele klar verloren, nur an der Weltmeisterschaft in Paris, dem einzigen Spiel mit NHL-Spielern, setzte es nach einem 0:2-Rückstand einen 3:2-Sieg ab. Die Kanadier bereiten die Olympia-Mission ausserdem mit mehr Aufwand vor als die Schweizer. Das Team Canada bestreitet im Dezember nebst dem Spengler Cup auch noch ein Länderturnier in Russland.

Die Chance zum ersten Erfolgserlebnis der Saison bietet sich den Schweizern ab Freitag in Helsinki. Am Donnerstag fliegt das Team von Patrick Fischer in den hohen Norden, am Freitagnachmittag treffen die Schweizer auf Tschechien. Die Tschechen sind ebenso wie Kanada an den Winterspielen in Pyeongchang Vorrundengegner der Schweizer.

Tschechien startete ebenfalls am Mittwoch in den Karjala Cup. In Örebro verloren die Tschechen gegen Schweden mit 3:5. Der “Freiburger” Michal Birner erzielte ein Goal für die Tschechen; der ehemalige Davoser Dick Axelsson entschied mit zwei Goals im Schlussabschnitt vom 3:3 zum 5:3 die Partie für die Schweden.

Schweiz – Kanada 2:3 (0:0, 1:3, 1:0)

Biel. – 5476 Zuschauer. – SR Stricker/Vinnerborg (SUI/SWE), Fluri/Kaderli. – Tore: 26. Fora (Almond) 1:0. 29. Brulé (Genoway, Després) 1:1. 36. O’Dell (Stollery) 1:2. 37. Ellison (Kinrade) 1:3. 59. Loeffel (Du Bois, Ambühl) 2:3 (ohne Torhüter). – Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen Kanada.

Schweiz: Hiller; Fora, Kreis; Diaz, Furrer; Du Bois, Genazzi; Loeffel; Sciaroni, Walser, Ryser; Ambühl, Corvi, Hofmann; Praplan, Cunti, Hollenstein; Martschini, Almond, Suri.

Kanada: Scivens; Lee, Stollery; Després, Genoway; Blacker, Kinrade; Whitecloud; Bourque, O’Dell, Thomas; Brulé, Vey, Wolski; Kozun, Ellison, Klinkhammer; Purcell, Howden, Spaling.

Bemerkungen: Schweiz ohne Senn (Ersatztorhüter). Timeout Schweiz (58.). – Powerplay-Ausbeute: Schweiz 0/3; Kanada 0/5. – Schüsse: Schweiz 28 (13-7-8); Kanada 30 (9-15-6).

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