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Schweizer Männer starten heute in die WM

(Keystone-SDA) Rund eine Woche nach dem Titelgewinn der Schweizer Curlerinnen nehmen heute die Männer ihr einwöchiges WM-Pensum auf. In Halifax ist die Schweiz mit dem Berner Team um Skip Marc Pfister vertreten.

Die Frage liegt auf der Hand. Können auch die vier Berner eine Sensation schaffen, da sie ja ebenfalls noch jung und ebenfalls WM-Debütanten sind? Man würde jedoch dem Team um den 25-jährigen Marc Pfister Unrecht tun, wenn man abermals einen solchen Coup erwarten würde. Die Auftritte des Frauenteams von Baden Regio in Sapporo waren etwas zwischen einer Sensation und einem Wunder. Nur Frauenequipen aus Kanada haben üblicherweise das Potenzial, schon bei der ersten WM-Teilnahme zuzuschlagen.

Wie Pätz’ Quartett errangen die Spieler des CC Bern Mitte Februar in Schaffhausen ihren ersten Schweizer Meistertitel. Dass sie sich gegen die beiden auf internationalem Eis erfahrenen und erfolgreich gewesenen Teams aus Adelboden und aus Genf durchsetzen konnten, spricht für ihre Leistungsfähigkeit. Heute beginnt für Pfister und Co. die WM mit der Partie gegen Tschechien (ab 18.30 Uhr).

In der 1959 begonnenen Geschichte der Männer-WM gibt es auch schon sieben Beispiele von Schweizer Curlern, die bei ihrer ersten WM-Teilnahme als Skip Medaillen gewonnen haben. 1975, in einer Zeit, als das Feld an Spitzenteams noch schmaler war, wurde der Zürcher “Rookie” Otto Danieli – es blieb seine einzige WM-Teilnahme – sogar Weltmeister. Patrick Hürlimann (1989) und Ralph Stöckli (2002) gewannen als Neulinge in der Skip-Funktion Silber, Peter Attinger (1974), Jürg Tanner (1980), Dieter Wüest (1993) und – erst vor einem Jahr – Peter De Cruz holten Bronze. Gleichwohl sind solche Efforts die Ausnahmen. Sie gelangen zumeist den Curlern, die sich einen Namen machen konnten und über eine längere Zeit erfolgreich waren.

Auch die Berner wollen über diese Saison hinaus ein beständiges Team und zumindest die dritte Kraft im Schweizer Männercurling hinter Adelboden und Genf werden. In Halifax auf der ostkanadischen Insel und Provinz Nova Scotia (“Neuschottland”) können sie sich in Ruhe und ohne grossen Druck von aussen an die WM-Atmosphäre gewöhnen. In einem WM-Turnier gibt es keine Absteiger. Über die Aufnahme einer Nation ins WM-Feld entscheiden jeweils die vorgängigen Kontinentalmeisterschaften, die EM zum Beispiel.

Die anstehende Weltmeisterschaft zählt auch nicht für die Vergabe der Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang (SKor). Nach einer vor fünf Jahren vorgenommenen Reglementsänderung werden nur noch zwei statt drei WM-Turniere für die Olympia-Qualifikation herangezogen. In dieser Periode werden es die Weltmeisterschaften 2016 und 2017 sein. Unter diesen günstigen Voraussetzungen kann Marc Pfister die Ziele für seine erste WM optimistisch setzen. “Wir möchten natürlich etwa das Gleiche erreichen wie unsere Frauen. Vor allem wollen wir eine gute Leistung zeigen. Unser Ziel ist es ganz klar, in die Playoffs zu kommen.”

Allein dieser Vorstoss unter die besten vier Teams wäre für die jungen Debütanten ein herausragender Erfolg, zumal praktisch alle Nationen mit den bestmöglichen Teams vertreten sind. Erste Favoriten sind Titelverteidiger Norwegen (Thomas Ulsrud) und – wie jedes Jahr und quasi von Amtes wegen – Kanada.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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