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Seferovic macht die Tore, die er vor 14 Monaten noch nicht machte

(Keystone-SDA) In Fachkreisen zweifelte kaum jemand am Potenzial von Haris Seferovic. Trotzdem tat sich der impulsive Stürmer lange schwer. Nun sind Anzeichen einer vielversprechenden Trendwende erkennbar.

Am Gate im Flughafen Kloten fällt es Seferovic nicht ganz einfach, die Orientierung zu behalten. Mikrofone, Kameras, Reporter, Selfie-Jäger – der Benfica-Stürmer wird am Tag nach dem siebten Sieg in der makellosen WM-Qualifikations-Kampagne regelrecht umzingelt. Das hohe mediale Aufkommen hat angenehme Gründe, bohrende Fragen muss er keine abwehren: Seine Treffer-Doublette und der perfekte Start bei seinem neuen Arbeitgeber sind das Thema.

Die persönliche Torflut ebbte im Spiel der geöffneten St. Galler Regenschleusen nicht ab. Nach einem teilweise ungemütlichen letzten Frankfurter Jahr hat der 25-Jährige im Süden Europas zur gewünschten Form gefunden. Lissabon tut ihm in jeder Beziehung gut. In der pulsierenden Metropole stimmt das grosse Bild: Lebensqualität und erstklassige Perspektiven im Verein.

Vier Treffer markierte er in den ersten fünf Einsätzen mit dem Rekordtitelträger. Der imposante Output sei nicht nur von seiner Verfassung abhängig, sagt der Innerschweizer zur Nachrichtenagentur sda: “Unser Mittelfeld ist sehr offensiv eingestellt. Sie wissen, wie ich spiele.” In seinen 86 Bundesliga-Partien mit der eher destruktiven Eintracht wirkte er oft isoliert, die erfrischendere Philosophie Benficas behagt ihm mehr.

Ein Schwerarbeiter war der bullige Angreifer schon immer. In der spanischen Liga, in Italien oder in Deutschland investierte Seferovic im physischen Bereich enorm viel. Nun werde er für seinen Aufwand entschädigt, so Seferovic. Warum er zuletzt auffällig regelmässig getroffen hat, kann er sich selber kaum erklären: “Ich überlege nicht mehr so viel, ich mache die Tore einfach.”

An der letzten EM-Endrunde in Frankreich war von der aktuellen Unbeschwertheit wenig zu spüren. Seferovic bemühte sich, sprintete, schoss aus allen Lagen, gestikulierte, fluchte – bis zur letzten Achtelfinal-Minute gegen Polen ergebnislos. 14 Monate später der Gegenentwurf – Seferovic verwertet jede zweite Vorlage und bilanziert: “Eine Last ist abgefallen.”

Für Nationalcoach Vladimir Petkovic kommt die Hausse des früheren U17-WM-Topskorers im besten Moment. Ein Steigerungs-Parcous steht an – Lettland, Ungarn und das Gipfeltreffen mit Europameister Portugal. Dass er Seferovic während Jahren konsequent und trotz teilweise erheblicher Kritik vertraut hat, zahlt sich womöglich aus.

Der Mann mit den Voraussetzungen, den Unterschied erzwingen zu können, hat Petkovics Support nicht vergessen: “Er gab mir immer wieder eine Chance.” Entsprechend viele Komplimente hält er für seinen Mentor bereit. Der Coach mache einen exzellenten Job: “Er ist zu mehr als 50 Prozent an unserer erfolgreichen Serie beteiligt.”

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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