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Separatisten-Sprecherin: Schwedischer OSZE-Beobachter ist frei

(Keystone-SDA) Einer der acht in der Ostukraine gefangengehaltenen OSZE-Beobachter ist freigelassen worden. Der Schwede sei aus medizinischen Gründen auf freien Fuss gesetzt worden, sagte eine Sprecherin der prorussischen Separatisten am Sonntagabend.

Es gebe keine Pläne, die anderen Beobachter am Sonntag gehen zu lassen, sagte sie. Einem Augenzeugen zufolge wurde der Schwede, der an Diabetes leidet, von drei Männern zu einem Fahrzeug begleitet.

Die Gefangennahme der Beobachter vom Freitag hatte die Spannungen zwischen dem Westen und Russland weiter verschärft. Die Aufständischen in der Stadt Slawjansk hatten sie am Sonntag auf einer Medienkonferenz vorgeführt.

“Gut behandelt”

Der Chef der festgehaltenen Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der deutsche Oberst Axel Schneider, versicherte in Anwesenheit von mit Maschinenpistolen bewaffneten Aufpassern zwar, alle Gefangenen seien gesund und würden gut behandelt. Zugleich räumte der niedergeschlagen und angespannt wirkende Offizier ein, keinerlei Informationen über die weiteren Pläne der Separatisten zu haben.

In einem karierten Hemd und ohne Uniform äusserte sich Schneider auf Fragen von Journalisten zur Lage der Gefangenen zurückhaltend. “Wir wünschen uns aus tiefstem Herzen, schnellstmöglich in unsere Länder zurückkehren zu können”, sagte der Oberst. Auf einem Podium in dem von den Aufständischen besetzten Verwaltungsgebäude sassen weitere der festgehaltenen Personen.

Der selbsternannte Bürgermeister der Stadt und Rebellenchef Wjatscheslaw Ponomarjow sagte an der Medienkonferenz, die Beobachter seien “Geiseln der Umstände” und sollten nur im Austausch mit inhaftierten Rebellen freigelassen werden.

OSZE entsendet Delegation

Zu den Festgehaltenen gehören vier Deutsche, je ein Beobachter aus Tschechien, Polen, Schweden und Dänemark sowie fünf ukrainische Militärs. Die Mission läuft seit März und ist nicht identisch mit dem parallel stattfindenden Einsatz der diplomatischen OSZE-Beobachter.

Die OSZE entsandte am Sonntag eine Delegation nach Slawjansk, um über die Freilassung der Beobachter zu verhandeln. Seit dem Vorfall liefen zudem weltweit die diplomatischen Drähte heiss, um eine Freilassung der Beobachter zu erreichen.

Federführend bei der Vermittlung ist die deutsche Regierung, da die Mission unter deutscher Leitung läuft. Sie hatte umgehend einen Krisenstab eingerichtet.

TV-Sender unter Kontrolle gebracht

Im Osten der Ukraine übernahmen prorussische Separatisten derweil die Kontrolle über einen Fernsehsender. Vier maskierte Aufständische mit Schlagstöcken und Schilden bewachten am Sonntag den Eingang des Gebäudes in Donezk.

Im Innern waren weitere uniformierte Separatisten zu sehen. Ein wenig entfernt standen rund 15 Polizisten, sie griffen aber nicht ein. In der Millionenstadt Donezk, Metropole der Kohle- und Industrie-Region Donbass, halten die Separatisten bereits den Amtssitz des Gouverneurs und das Rathaus besetzt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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